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14.05.2025 15:21
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Auf den Spuren der Raukar – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 8/10)

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Gotland (Roads’R’us). Weiter geht´s über Skär an der strandgesäumten Nordküste entlang, zurück auf die Inselhauptstraße und bei Mölnor direkt nach Norden. Nach etwa sieben Kilometern und ein paar Metern Fußweg vom Parkplatz ragen sie vor einem aus den Klappersteinfeldern auf: die Riesen-Raukar von Langhammars, bizarr geformte Kalksteinsäulen mit über zehn Metern Höhe. Wind und Wellen haben lange gebraucht, um sie aus dem Gestein heraus zu präparieren, das sich nach der letzten Eiszeit um bis zu 82 Meter aus dem Meer hob.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Auf der malerischen Küstenstraße folgen wir der faszinierenden Spur der Raukar, Sie führt immer am Wasser entlang. Seh-Pause an dem Häuflein Fischerhütten von Helgumannen. Hier wird scheinbar noch mittelalterlich gefischt und gelebt. Die auf den Strand gezogenen Holz-Klinkerboote warten hier auf ihren nächsten Einsatz.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Die nächste Stein-Show schließt sich nahtlos an: Digerhuvud, größte Raukar-Ansammlung von Gotland auf über drei Kilometer Länge. Farö ist hier Spitzenreiter. Insgesamt gibt auf Gotland 14 solcher Monument-Arenen mit bis zu 27 Meter Höhe.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Fährt man schließlich über Lauter weiter und biegt am See Farnavik nach rechts ab, erreicht man nach rund fünf Kilometern das Naturreservat um den halbmondförmigen Gamlahamn, den 1000 Jahre alten Wikingerhafen, einer von fünfzig, mit den Überresten der St. Olaf Kirke. Vom 7. Jahrhundert an siedelten und handelten die Wikinger auf der Insel, die von den Hansekaufleuten im 11. Jahrhundert verdrängt wurden.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Nach einer kurzen Wanderung durch Krüppelkiefer-Gehölz über einen von der Brandung hoch aufgeschütteten Strandwall mit reichhaltiger Vegetation staunt man vor dem wohl berühmtesten Rauk, der einen Torbogen bildet und als Symbol, wegen seiner Form nur „Kaffeepannan“/„Kaffeekanne“ genannt, überall für Gotland wirbt. Fotomotive bieten sich auch hier jede Menge.

Feuergefahr in Fahrzeugen von Volkswagen, Audi, Skoda und Seat?

Beachtlich, ein Auto brennt. Quelle: Pixabay, Foto: Ah_Riz_Ko, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Roads’R’Us). Feuer im Fahrzeug? Bei Volkswagen, Audi, Skoda und Seat ist das auch ohne Rauchen im Auto möglich. Unter dem Titel „Rückruf VW, Audi, Škoda, Seat: Brandgefahr im Motorraum“ (30.3.2022) teilt der „ADAD“ (30.3.2022), der auf seiner Heimatseite die Flagge des Regimes der Ukraine, das unter drei verschiedenen Kriegs-Präsidenten samt deren Marionetten-Regierungen seit acht Jahren Krieg gegen die Volksrepubliken Donezk und Lugansk führt, über seinem Kürzel platziert hat, mit, daß „der Volkswagen-Konzern … in Deutschland etwa 40.000 Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Skoda und Seat in die Werkstätten zurückrufen. „Eine ungenügende Befestigung der Motor-Designabdeckung kann zur Berührung mit heißen Teilen und in der Folge zum Brand führen“, warnt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Bislang, so das KBA, sei es bereits zu 16 Schadensfällen gekommen.“

Laut BKA sollen die Modelle VW Golf, Passat, Tiguan, T-Roc und Arteon, Audi Q3 und TT, Cupra Ateca, Formentor und Leon, sowie Seat Tarraco der Baujahre 2020 bis 2022″ betroffen sein und außerdem en sind laut KBA – „obwohl es noch keine Datenbank-Listung gibt – auch der Skoda Octavia, Superb und Kodiaq, bei denen die letzten Autos mit dem genannten Problem vermutlich erst Anfang Februar 2022 vom Band gelaufen waren“, heißt es beim „ADAC“ weiter.

Sudersand, Traumstrand und mehr – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 7/10)

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 8.2.2022

Gotland (Roads’R’Us). Für uns ist Sudersand das Ziel, knapp zehn Kilometer nordöstlich. An einem der schönsten Strände der Insel sowie ganz Schwedens liegt das Feriendorf, schwedisch „semesterby“ genannt. Hier findet jeder eine passende Unterkunft, von der einfachen bis zur modernen Hütte, ob Zeltplatz, Jugendherberge oder Camper-Stellplatz. Wer es hingegen ganz einsam möchte – ein Tipp am Rande -, dem sei ein Bondestugan empfohlen, eines der liebevoll restaurierten Bauerhäuser mitten in der Natur, die heute als exklusive Ferienwohnungen gemietet werden können.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Während der Vor- und Nachsaison ist man klar im Vorteil, denn in dieser ferienfreien Zeit hat man auch den Dünen-Traumstrand, bis auf ein paar Strandläufer, fast für sich allein. Nur ganz wenige Mutige zieht es jetzt auch ins Wasser. Aufwärmen kann man sich dann am prasselnden Kaminfeuer bei einem Glas Rotwein, zum Beispiel in einem der „Parstuga“-Häuschen in Strandnähe. Und den nächsten Tag planen. Farö steht auf dem Programm, vor allem seine Küste. Nur ein kleiner Teil dessen, was Gotland an insgesamt 800 Kilometern zu bieten hat.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Nur sechs Kilometern Fahrt durch den einsamen, windgebeugten Ullahau-Kiefernwald und vor einem reckt sich der Leuchtturm Farö fyr in die klare Luft. Hervorragende Landmarke, wenn ein Schiff die Insel aus Nordosten ansteuert. Der Fuß des 28 -Meter-Turms ist von meterhohen Fliederhecken umkränzt. Anfang Juni, auch Zeit des hellen Lichts, duften sie geradezu betörend.

Schöner, schlanker, leichter – Honda präsentiert den Civic in der elften Generation

Ein Honda Civic e HEV 2022. © Honda, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Roads’R’Us) 50 Jahre ist die Präsentation des ersten Civic von Honda her. Nun wurde die elfte Generation des Kraftpakets und Kompaktmodels präsentiert, welche laut Hersteller „Leistung und Effizienz mit mehr Komfort im Innenraum, einem attraktiven Design und einem hohen Maß an Benutzerfreundlichkeit“ vereine.

Kommen wir gleich zur Sache: zum Motor. Serienmäßig mit dem e:HEV Hybridantrieb ausgestattet. Das bedeutet: Ein neuer 2,0-Liter-Atkinson-Direkteinspritzer und zwei Elektromotoren mit einer maximalen Leistung von 35 kW und einem maximales Drehmoment von 315 Nm seien samt neuer kompakter Hochspannungssteuereinheit mit den beiden Elektromotoren im Motorraum untergebrac und also hmit unter dem Dach, dessen Design verändert wurde. Dazu heißt es in einer Honda-Pressemitteilung vom 23.3.2022: „Der höchste Punkt der Dachlinie befindet sich nun weiter vorne als beim Vorgängermodell, und das sanfte Abfallen des Dachs zum Heck hin verleiht dem Civic die elegante Optik eines Fließheckmodells.“

Ein Honda Civic e HEV 2022. © Honda, BU: Stefan Pribnow

Daß der Personenkraftwagen noch ranker und schlanger wirkt beziehungsweise „elegant und sportlich“, das sieht man, ohne daß man Informationen darüber hören oder lesen muß. Es reicht, sich an frühere Generation gut erinnern zu können.

Tiefergelegt wurde das Fahrzeug nicht, aber wenigstens die Motorhaube, wenn auch nur um 25 mm. Will sagen: Das muß wirklich nachgelesen werden und auch, daß „die Karosserie “ nagelneu sei und „die Basis der A-Säule“ wurde „weiter nach hinten versetzt und an der Mitte der Vorderräder ausgerichtet“. Daß der Radstand verlängert wurde, das sieht man auch nicht auf den ersten Blick, denn es sind nur 35 mm. Immerhin!

Ein Honda Civic e HEV 2022. © Honda, BU: Stefan Pribnow

Zurück zum Antrieb. Der Rechner der Maschine würde „nahtlos und ohne Eingreifen des Fahrers zwischen Elektroantrieb („EV Drive“), Hybridantrieb („Hybrid Drive“) und Motorantrieb („Engine Drive“)“ wechseln. Zudem stünden „vier Fahrmodi … zur Verfügung, um das Fahrverhalten nach Bedarf anzupassen: Eco, Normal, Sport und ein neuer Individualmodus, der eine individuelle Kombination von Antriebs -, Lenkungs- und Instrumentenanzeige-Modi“ ermögliche. Die darf der Fahrer noch einstellen. Und einsteigen in den Honda Civic der elften Generation. Die Markteinführung in Europa sei für den kommenden Herbst geplant, heißt es bei Honda Deutschland in der Hanauer Landstraße.

Zwischen Wikingern und „Szenen einer Ehe“ – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 6/10)

Gotland mit der G-Klasse. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Gotland, 6.2.2022

Gotland (Roads’R’Us). Weiter geht es auf der Landstraße 148 nach Nordosten. Schon nach 20 Kilometern passiert man den verschlafenen 300-Seelen-Ort Tingstände. Die alten Wikinger lassen grüßen. Grabungen haben Schätze gehoben und Siedlungsreste freigelegt, die darauf schließen lassen, dass sich hier eine wichtige Versammlungsstätte – ein germanischer Ting – befand.

Mit einer kleinen Geländewagen der G-Klasse von Mercedes-Benz auf der großen Insel Gotland.. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Nach 20 weiteren Bummelkilometern kann man sich in Bunges Freilichtmuseum ein anschauliches Bild machen von gotländischer Bauernkultur. Nicht nur dort, denn deren hölzerne und kalksteinerne Zeugen in Gestalt von einer Vielzahl von Windmühlen aller Typen und schilfgedeckten Schafställen sind überall zu sehen. Manchmal wähnt man sich in der afrikanischen Savanne, wenn man sie auf den spärlich bewachsenen Heideflächen entdeckt.

Gotland mit der G-Klasse. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Gotland, 6.2.2022

Kurz danach endet die Straße am Wasser. Per Fähre wird in wenigen Minuten der Farösund gequert – und man rollt über eine weitere Insel: Farö. Im gleichnamigen Örtchen Farö weisen Schilder auf Ingmar Bergman hin, über dessen filmisches Lebenswerk man sich in einem Museum am Straßenrand informieren kann. Seine aufrüttelnden Werke sind weltbekannte Klassiker: „Das Schweigen“, „Szenen einer Ehe“, „Wilde Erdbeeren“ oder „Eine Leidenschaft“, eng verbunden mit den Namen Liv Ullmann, Bibi Andersson und Max Sydow.

Mit einem Fahrzeug der G-Klasse von Mercedes auf Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Gotland, 6.2.2022

Als Bergman 1960 zum ersten Mal hierher kam, war er begeistert: „Hell, erschreckend, eigenartig erregend“. Das mag auch ein Motiv gewesen sein für die deutsch-schwedische Krimiserie „Der Kommissar und das Meer“ mit Walter Sittler. Ihre Teams logierten im Feriendorf Sudersand direkt hinter dem weiten Dünenstrand. Eine Anlage, die allen Ansprüchen und Urlaubswünschen gerecht wird.

Das Grab von Ingrid und Ingmar Bergmann auf Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Gotland, 6.2.2022

Nicht weit entfernt die Kirche, auf deren Friedhof der Regisseur (1918-2007) und seine Lebenspartnerin, die Schauspielerin Ingrid Bergman (1915-1982), in der Nordwest-Ecke begraben liegen. Zwei Weltbürger, die Farö zum bevorzugten Drehort und ihrer Wahlheimat machten.

Vom Mittelalter bis „Villa Kunterbunt“ – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 5/10)

In Visby auf Gotland. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Gotland (Roads’R’Us). Wenn die Destination-Gotland-Fähre „Drotten“ nach 14,5 Stunden – es ist die bequemste und rund 700 Autokilometer sparende Anreise-Möglichkeit ab Deutschland – von Rostock kommend in den Hafen der 24.330-Einwohner-Inselhauptstadt Visby einläuft, präsentiert sich das von einer 3,6 Kilometer langen Stadtmauer umschlossene Ensemble zum ersten Mal in seiner beeindruckenden Geschlossenheit.

Nur ein paar Schritte vom modernen Terminal am Holmen entfernt, und man taucht ein ins Mittelalter. Der historische Stadtkern wurde 1995 von der UNESCO als Weltkulturerbe geadelt: weil es „nur noch wenige Orte auf der Welt“ gebe, „in denen Vergangenheit und Gegenwart so harmonisch verwoben“ seien wie in Visby.

Mit einer kleinen Geländewagen der G-Klasse von Mercedes-Benz auf der großen Insel Gotland.. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Augenfällig abzulesen am mittelalterlichen Straßennetz mit seinen schmalen Gassen und Gewölben, den durch Plünderungen und Brände im 13. Jahrhundert entstandenen neun Kirchenruinen, 27 mächtigen Wehrtürmen, der Holzstadt aus dem 18. Jahrhundert oder den Packhäusern, als Visby ein wichtiges Handelszentrum der Hanse war. Wenn man sich im Länsmuseum einen Turmschlüssel ausleiht und ein paar Treppen nach oben kraxelt, wird man mehr als belohnt: mit einem eindrucksvollen Blick über die Welterbe-Stadt. Alljährlich im August tobt mittelalterliches Leben zwischen den Mauern, wenn Gotland sein berühmtes Medeltidsvekkan, die Mittelalterwoche, feiert.

Visby auf Gotland.. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Nicht verpassen sollte man Kneippbyn knapp fünf Kilometer an der Küste südwestlich von Visby. Heute eine Art Erlebnispark für Kinder und ihre Eltern. Gedreht wurden hier an Originalschauplätzen die Filme über die freche Göre Pippi Langstrumpf und ihr Äffchen „Herr Nilsson“. In der „Villa Kunterbunt“ kann man sogar die Schreibmaschine bewundern, auf der Astrid Lindgren ihre phantasievollen Geschichten schrieb.

Arbeit am offenen Herzen – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 4/10)

Mit einer kleinen Geländewagen der G-Klasse von Mercedes-Benz auf der großen Insel Gotland.. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Gotland (Roads’R’Us). Am nächsten Morgen nach ruhigem Schlaf mit nur leichtem Seegangswiegen treffen wir noch Chief Stellan Hogström, den „Dompteur der 70.000 Pferde“, wie er sich vorstellt. Die können auch mit LNG-Gas gefüttert werden, wenn das gewollt ist. Er führt durch sein mit Technik vollgestopftes Reich, das vom weitläufigen Maschinenkontrollraum aus per Monitore überwacht wird, jetzt vom Zweiten Ingenieur Mats Hellvik.

Die vier blitzblanken finnischen Wärtsilä-Motoren grummeln gleichförmig, müssen aber auch gepflegt werden. Das wird gerade von zarter Hand besorgt: Schiffsmechanikerin Emmy Lundgren, blond, langhaarig, typisch schwedisch eben, arbeitet am „offenen Herzen“ der Großfähre, kriecht ölverschmiert aus einer Luke im Maschinenfundament und strahlt: „So was macht Laune!“ Ihr Kollege Robin Dellevik ist zuständig für die Instandhaltung der Passagierkabinen und ist nicht so begeistert: „Was ich da manchmal zu sehen bekomme“, rollt er mit den Augen, „lässt mich an meinem Verstand zweifeln. Vandalismus pur!“

Im Hafen von Visby auf Gotland. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022, BU: Stefan Pribnow

Wenn die Destination-Gotland-Fähre DROTTEN dann in den Hafen der 24.330-Einwohner-Inselhauptstadt Visby einläuft, kann man nur ahnen, wieviel Erstaunliches sich auf rund 176 Kilometer Länge und 50 Kilometer Breite zusammenballt: Naturwunder, Geschichte und Weltkulturerbe, 60.000 Schafe, aber nur 60.200 Menschen. Und das auf einer Fläche, in die dreieinhalb Mal Berlin und 17 Mal Rostock reinpasst.

In Visby auf Gotland. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Wir sind gespannt auf die Begegnung mit dem Land der Goten. In ein paar Erkundungstagen wird man auch einen Eindruck davon bekommen, warum Ingmar Bergman die sich im Norden an Gotland schmiegende Insel Farö zu seiner Wahlheimat machte und Pippi Langstrumpfs „Villa Kunterbunt“ steht.

Neugierig geworden?

Fähr-Maserati der Ostsee – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 3/10)

Mit einer kleinen Geländewagen der G-Klasse von Mercedes-Benz auf der großen Insel Gotland.. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Gotland (Roads’R’Us). Aber wir haben noch einen Termin: beim Kapitän auf der Brücke. Nils Kapus, gebürtig aus dem südschwedischen Schonen, empfängt uns mit breitem Lächeln und fragt nach unserem Begehr. Ob wir einen Kaffee möchten?

Mit dem Warmgetränk in der Hand lässt sich´s gut plaudern. Zum Beispiel über den Bordeinsatz. „Nach einer Woche Dienst gibt´s zwei Wochen frei“, sagt der Vierstreifen-Mann, „nicht nur für mich, sondern für alle“. Das sei außergewöhnlich in der Seefahrt, „aber so bekommen wir Leute“.

Zweiter Offizier Fredrik Fäldt-Backmann, seit dem Auslaufen für sechs Stunden wachhabender Steuermann, grinst nur aus seinem Pilotensessel: „Manche Frauen hätten´s gern andersrum!“ Befragt nach seiner Ausbildung, sagt der junge Mann: „Insgesamt vier Jahre, davon eins in der Praxis an Bord“. Und wer Lotse werden wolle, müsse in Schweden immer noch das Kapitänspatent erwerben und zwei Jahre ausfahren.

Auf dem Weg von Rostock nach Visby mit einer Fähre. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Ostsee, 5.2.2022, BU: Stefan Pribnow

Nils Kapus braucht keinen Lotsen auf der Strecke von Rostock nach Visby und Nynäshamn südlich von Stockholm: „Ich bin sechs Mal mit Lotsberatung gefahren und habe dann eine Prüfung gemacht – auf Deutsch“. Obwohl er die Sprache eigentlich nicht könne, lacht er.

Ausgucksmatrose Fredrik Jacobsson hat die Ausbildung noch vor sich. Er schwenkt sein Fernglas hinüber zu den Leuchttürmen an Steuerbord, die in Sicht kommen: Darßer Ort, Hiddensee und schließlich Arkona, von Backbord blitzt das Feuer Klintholmhavn der dänischen Insel Mön seine Lichtsignale herüber. Die letzten Leuchttonnen der Kadetrinne verquirlen im Kielwasser der mit 23 Knoten durch die finstere Ostsee-Nacht dahinjagenden „Drotten“.

Mit einer kleinen Geländewagen der G-Klasse von Mercedes-Benz auf der großen Insel Gotland.. © Dr. Peer Schmidt-Walther, Foto: Christian Rödel, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

„Wir können noch ein bisschen schneller“, meint Kapitän Kapus verschmitzt, „wenn ich die Hebel der vier Maschinen auf den Tisch lege, spurtet sie los mit bis zu 31 Knoten!“ Das ist so recht nach dem Geschmack des Zweiten Offiziers und er reckt einen Daumen nach oben, „aber dann fressen die 70.000 Pferdchen im Keller auch 65 Tonnen Marinediesel pro Tag.“ Ein schönes Gefühl sei es dennoch, so dahinzubrettern und alle zu überholen. Wie mit einem Maserati!“

Das sei auch nicht gut für die CO2-Bilanz, ergänzt Kapus, der auch auf die vorgeschriebene Rauchgasentschwefelungsanlage, den nachgerüsteten Scrubber, der „Drotten“ hinweist. Doch bei Fahrplanproblemen wegen Schlechtwetter habe man jedoch ausreichend Reserven.

Wo Hansa draufsteht – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 2/10)

Gotland mit der G-Klasse. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Rostock, 5.2.2022, 18:16 Uhr

Gotland (Roads’R’Us). Schauplatz Rostock-Seehafen. Nicht unbedingt das Traumwetter, um eine Seereise anzutreten: Temperatur zwar knapp über fünf Grad, aber der eisige West-Wind lässt einen erschauern. Jetzt nach Norden? Wer´s vernimmt, schüttelt nur den Kopf.

Ein seit dem 30. August 2021 noch relativ frisches Spur-Schild leuchtet voraus über einem Abfertigungsschalter: VISBY. Genau da wollen wir hin! Aber auch noch ein paar andere Hartgesottene aus ganz Deutschland, wie man an den Nummernschildern ablesen kann. Beim Warten kommt man ins Gespräch und erfährt ihre Motive für einen Winterurlaub auf Gotland.

In Visby auf Gotland. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Visby, 6.2.2022

Ruhe ohne touristischen Rummel in einer faszinierenden Landschaft, die auch noch jede Menge Kultur und Geschichte bietet. Einer hat sogar sein Kajak dabei, um in geschütztem Lee der Insel ihre pittoresken Kalksteinküsten abzupaddeln. Das ist Hardcore pur. Andere wollen wandern und radeln oder den Spuren von Wikingern und Hansekultur folgen. „Es gibt da so viel zu unternehmen“, sagt einer, „dass man Wochen bleiben könnte, ganz ohne Corona-Einschränkungen“. Als Winter-Tourist habe man dazu viele und günstige Möglichkeiten.

Auf der Fähre „Drotten“ von Rostock nach Visby. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Ostsee, 5.2.2022, BU: Stefan Pribnow

In schwarzen Riesenlettern prangt auf weißem Grund: HANSA, darunter kleiner DESTINATIONS. Mit diesem Markenzeichen gibt sie sich zu erkennen, die rund 200 Meter lange 30.000 BRZ-Fähre MS „Drotten“. Noch ist sie allein im neuen Liniendienst, der zwei Hanse-Metropolen miteinander verbindet. Wie einst Koggen im Mittelalter. Wo Hansa draufsteht, ist also auch Hanse drin, die seit dem 11. Jahrhundert, nach den Wikingern und Goten, den mit 225 Mitgliedern größten Bund im Ostseeraum und darüber hinaus repräsentierte. Fast ist man etwas euphorisch geneigt, darin schon einen Silberstreif am Horizont zu sehen. Doch immerhin gibt es wieder ein lockeres Bündnis, zum Beispiel was die Kreuzschifffahrt betrifft.

Gotland mit der G-Klasse. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Rostock, 5.2.2022, 18:08 Uhr

Der Mann im Schalterhäuschen kennt uns scheinbar schon, weil er uns mit Vornamen anspricht. Auf die Frage, woher er die schon wisse, antwortet er verschmitzt: „Hab ihr Nummernschild doch gesehen“. Hier wird man quasi handverlesen. Der kleine Konvoi setzt sich in Bewegung. Ruckzuck verschwindet er – im Gegensatz zu den endlosen Schlangen vor den Gedser- und Trelleborg-Fähren – im riesigen Heckmaul der „Drotten“. Klappe zu und ab geht´s durch den Seekanal auf die bewegte Ostsee hinaus.

Die Kabine entpuppt sich als gemütliches Domizil für eine Nacht. Für rund acht Euro gönnen wir uns vom Büffet noch den „Einstieg in die schwedische Küche“: das typische Smörrebröd dick mit Krabben belegt. Dazu noch ein – allerdings mit zehn Euro für 0,3 l sehr teures – „Sleepy Bulldog Pale Ale“ aus Visby, das bekannt ist für seine kleinen Brauereien und exzellentes Bier. Genüsslich speisen lässt sich an den Fensterplätzen, die man jetzt reichlich zur Auswahl hat.

„Feuerzangenbowle“ und Goten – Serie: Gotland, mehr als nur ein Kalkstein-Plateau (Teil 1/10)

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Gotland (Roads’R’Us). Kaum tritt man aus dem Haus, ist man Gotland schon sehr nahe: beim Schritt über die Türschwelle. Zumindest ist das so im mittelalterlichen Stralsunder Heilgeistkloster 7. Sie nämlich besteht aus hartem gotländischen Kalkstein, der durchsetzt ist mit Millionen von Jahre alten Fossilien.

Auf rund 176 Kilometer Länge und 50 Kilometer Breite ballt sich Erstaunliches zusammen: Naturwunder, Geschichte und Weltkulturerbe, 60.000 Schafe, aber nur 60.200 Menschen. Und das auf einer Fläche, die dreieinhalb Mal so groß ist wie Berlin und 55 mal wie Stralsund.

Farö. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Farö, 7.2.2022

Entstanden vor rund 430 Millionen Jahren im Erdaltertum. Damals war es auf der Erde wärmer als heute. Im tropischen Silurmeer lebten viele Kleinlebewesen wie zum Beispiel Korallen. Als sie abstarben, sanken sie auf den Meeresboden. Mit Schlamm, Salz und Algen wurden sie zu einer Sedimentschicht verbacken, die immer höher wuchs und einen gewaltigen Druck erzeugte. Im Laufe der Zeit wurde daraus eine mehrere hundert Meter hohe Schicht. Als sich vor rund 10.000 Jahren die bis zu drei Kilometer mächtigen Gletscherpanzer der Eiszeit zurückzogen, wurde das Land entlastet und hob sich – sogar heute hält das noch an – bis jetzt 82 Meter hoch, schneller als der Meeresspiegel anstieg. Diese Zeit, das Silur oder „Gotlandium“, war die Geburtsstunde der Insel Gotland, an der heute die Wellen der Ostsee nagen und gemeinsam mit der Witterung fantastische Formen in den Kalkstein fräsen.

Gotland. © Foto: Dr. Peer Schmidt-Walther, Aufnahme: Gotland, 6.2.2022

Alle Welt kennt den Film „Die Feuerzangenbowle“. Aber wie hängen der und Gotland zusammen? Bestimmt tauchen jetzt aus den Babenberger Punsch-Nebeln sofort Studienrat Dr. Brett und der Oberprimaner Rudi Knebel auf. In dieser Geschichtsstunde geht es um die Frage nach dem Ursprung der Goten, einem germanischen Stamm. Johannes Pfeiffer führt schließlich seinen in Not geratenen Klassenkollegen per Taschenspiegel über die Wandkarte zu Schwedens größter Insel, zweitgrößte der Ostsee nach dem dänischen Seeland.

Wir sind gespannt auf die Begegnung mit dem Land der Goten. Vielleicht kann man auch in ein paar Erkundungstagen einen Eindruck davon bekommen, warum Ingmar Bergman die Insel Farö zu seiner Wahlheimat machte und Pippi Langstrumpfs „Villa Kunterbunt“ steht. Neugierig geworden?

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