Über die CanAm und andere Rennen – Exlusivinterview mit Peter Schleifer

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Foto: © Egon Pichl, 2016

Hockenheimring, Baden-Württemberg, Deutschland (RoadsRus) Auf dem Hockenheimring führte Egon Pichl am 16. April 2016 ein Interview mit Peter Schleifer, das wir heute hier im Fachmagazin RoadsRus präsentieren.

Pichl: Herr Schleifer, Sie als Koordinator der CanAm sind in einem Autohaus eines großen deutschen Autoherstellers groß geworden. Was war Ihr erstes Fahrezeug mit dem Sie die Gegend um Günzburg unsicher machten?

Schleifer: Mein erstes Fahrzeug, das von einem Motor angetrieben wurde, war tatsächlich ein Mofa. Das hatte ich mit 15 Jahren. Das war ein spezielles Mofa, keine Herkules oder Kreidler, sondern ein italienisches Mofa mit Schubstangenlenkung, also technisch ein wenig ausgefeilter, und mit sehr kleinen Rädern. Das fand ich damals aber ganz witzig und ich konnte es mir leisten.

Pichl: Absolvierten Sie eine Ausbildung zum Kfz. Mchaniker?

Schleifer: Ja, das tat ich.

Pichl: Können Sie sich noch erinnern wie Ihre ersten Schritte im Motorsport aussahen?

Schleifer: Das war so: Wir hatten in den siebziger Jahren, als ich den Führerschein machte, genauer: 1974, nicht so viele motorsporttechnische Möglichkeiten wie heute. Heute können fünfzehnjährige Kart fahren, damals war Kartfahren eine absolute Randerscheinung. Man durfte in das Kart nur mit einem Führerschein einsteigen. Als ich mit 17 Jahren mit Sondergenehmigung den Führerschein machte, habe ich am nächsten Tag meinen ersten Autoslalom bestritten.

Pichl: Wann wurde der historische Motorsport von ihnen entdeckt?

Schleifer: In den achtziger Jahren fuhr ich sechs Jahre lang Motocross im OMK Pokalmit 500 Kubik und Viertaktmotorrädern, bin Rallyes und Autoslalom gefahren. Alles so nacheinander und über die Jahre verteilt. Dann, das war Anfang der neunziger Jahre und bereits im modernen Motorsport, bin ich im Renault-Clio-Cup, Veedol-Langstrecken-Pokal und 24-Stunden-Nürburgring aktiv gewesen. Aber ich hatte immer den Traum von LeMans und den Autos, die dazugehören. Die CanAm-Serie ist ja nicht so weit weg. 1996 wurde in England ein Lola T 70 angeboten, zu einem sehr vernünftigen Preis.Ich hatte zu diesem Zeitpunkt erst einen Porsche Carrera verkauft, den seltenen 73er RS – heute würden sich alle totlachen -. Doch ich kaufte tatsächlich diesen Lola T 70 Coupe und bestritt damit dann mein erstes Rennen im historischen Motorsport 1996 in Spa.

Pichl: Die CanAm-Serie ist eine ganz spezielle Motorsportveranstaltung und feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag hier in Hockenheim. Sie sind sowohl Organisator als auch begeisterter Teilnehmer in einem eigenen Rennwagen. Mit welchem Fahrzeug werden Sie an den Start gehen?

Schleifer: Ich habe momentan, nachdem ich schon einige CanAm-Autos hatte, einen von zwei gebauten Lola T 310 aus dem Jahr 1972. Lola hat damals den T 310 mit dem englischen Fahrer David Hobbs den letzten Werksanlauf in der CanAm-Serie unternommen. Von diesem Auto sind insgesamt nur zwei Stück gebaut worden. Beide Fahrzeuge hatte ich in den letzten Jahren im Besitz.

Pichl: Einen Rennwagen zu kaufen ist ein finanzielles Problem. Hinzu kommt, dass der Wagen auch technisch betreut werden muss. Außerdem muss der Fahrer neben Geld und gutem Werkzeug auch noch ein gewisses Fahrtalent mitbringen, um Erfolg auf der Rennstrecke zu haben. Wie lösen Sie diese Probleme vor dem Rollen an die Startlinie in Hockenheim?

Foto: © Egon Pichl, 2016
Foto: © Egon Pichl, 2016

Schleifer: Was das Talent angeht, das kann ich nicht beurteilen. Ich hatte das Glück in den zurückliegenden Jahren immer wieder auch Rennen zu gewinnen und bin natürlich auch im Besitz einer internationalen Lizenz. Noch nie bestritt ich einen professionellen Fahrerlehrgang. Also unterstelle ich einmal, dass ich Rennwagen fahren kann und dass das auch immer noch ganz gut funktioniert.
Hinzu kommt, dass mir die Autos liegen. Ich komme damit gut zurecht. Was die Mechanik angeht, ich bin selbst begeisterter Schrauber nach wie vor und mache die Vorbereitungen mit meinen Helfern selbst.

Pichl: Welches Gefühl hat der Rennfahrer wenn es an den Start geht und die Motoren aufheulen?

Schleifer: Der Start hat schon eine gewisse Grunderotik, das darf man wirklich sagen. Die Fahrzeuge lösen in jedem Menschen, der sie hört und sieht, etwas aus, das muss man einfach sagen. Wenn man zudem die entsprechende Begeisterung und die Möglichkeit hat selbst drin zu sitzen, dann ist es auf Grund der Erfahrungen die man gesammelt hat auch so, dass man sehr viel Positives herausbekommt.

Pichl: Nach dem vorläufigen Ende der CanAm-Serie 1974 gab es in den Folgejahren immer wieder Versuche, diese Serie neu zu starten. Da gab es die Steigenberger-Historic-Racing oder die von Gerd Wünsch organisierten Rennen unter der Bezeichnung Orwell-Super-Sports-Cup beim Oldtimer-Grand-Prix veranstaltet vom AvD am Nürburgring. Was hat Sie bewogen, einen Neustart der CanAm-Serie zu wagen?

Schleifer: Im Gegensatz zum Steigenberger- und Orwell-Cup liegt bei uns der Focus auf große Autos. Orwell und Steigenberger hatten einen großen Anteil an Zwei-Liter-Autos, die auch bei uns mitfahren dürfen. Wir konnten im Jahr 2010 die Namen und Bildrechte am Canadian-American-Challenge-Cup für Europa sichern. Unter diesem Namen, der nun wirklich eine Historie und eine hohe Wertigkeit hat, diese Originalserie veranstalten zu dürfen, das hat für uns den ganz besonderen Reiz ausgemacht.

Pichl: Wie bekommt man die Besitzer und Fahrer dieser Rennwagen, die in der ganzen Welt verstreut sind, dazu, sich der Herausforderung einer Rennserie zu stellen?

Schleifer: Ich bin durch meine berufliche Arbeit und Renntätigkeit sehr gut vernetzet in der Welt. In England und Amerika habe ich viele Bekannte und dadurch können wir alle, die solche Fahrzeuge besitzen, ansprechen.

Pichl: Wie sieht es mit dem Nachwuchs für die CanAm-Serie aus? Wachsen genug junge Fahrerinen und Fahrer nach, die sich für diese Motorsportserie begeistern können?

Schleifer: Es ist tatsächlich so, dass wir ein gewisses Generationenproblem haben. Viele der jüngeren Fahrer kennen den Namen schon gar nicht mehr. Das schreitet mit der Zeit voran und Menschen, die heute ihren dreißigsten Geburtstag feiern, sind in den Neunzigern groß geworden und haben natürlich nur historische Bilder von damals im Kopf.

Pichl: Könnte ein finanzstarker Sponsor eine Hilfe für den Fortbestand der CanAm-Serie sein?

Schleifer: Was wir erleben ist, dass auch an diesem Wochenende viele Menschen kommen, um diese Fahrzeuge zu sehen. Die bunteste, größte, lauteste und schnellste Show, die wir bieten können, ist tatsächlich am Start. Wenn wir einen entsprechenden Sponsor hätten, dann wären wir durchaus in der Lage, auch vierzig Autos an den Start zu bringen, so auf Einladung der Formel 1 in Melbourne.

Pichl: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Rennwagen und mögen viele weitere Fahrer zur neuen CanAm-Serie stoßen.