Mehr als drei Meilen oder Zwei Ausfahrten mit einem Dayun ES3

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Ein Dayun ES3. © Dayun Auto

Berlin, Deutschland (Roads’R’Us). Es begann mit Motorrädern und Lastkraftwagen. Endet es mit Elektroautos, also mit Personenkraftwagen, für die man Batterien und Strom brauch? Wenn es nach den Machern von Dayun geht, dann geht die Reise weiter, immer weiter. Allerdings kommt man mit dem Kleinwagen Dayun ES3 nicht weit.

Für alle, die in ihrem Leben nicht weit kommen wollen, reicht das rustikale Auto, das modern wirkt und auch ein wenig rundlich und quietschig wirkt, aus. Das ist nicht die Frage. Womit wir bei F wie Farbe wären. Der Dayun ES3 mit dem 35-kw-Elektromotor beziehungsweise synchronen permanentmagnet-angetriebenen Wechselstrommotor, den ich ein verlängertes Wochenende an Elbe und Oste fuhr, trug die Farbe Apfelblüte, was fürs Alte Land wie die Faust aufs Auge paßt. Ansonsten wäre der Zart-Rosa-E-Roller mit vier 16-Zoll-Rädern auch in Artic und also Schneeweiß zu haben sowie in Mint, Ocean und Kirsche, womit wir wieder beim Alten Land wären. Am Rand der Dritten Meile des Alten Landes wird er verkauft, der Dayun ES3, genauer: in Neu-Wulmsdorf. Das Städtchen liegt zwischen Este und Süderelbe. Das Alte Land hingegen, von dem immer mehr schwindet, weil sich die Straßen, Dörfer und Städte mit Wohn und Industriegebieten ausdehnen wie der Wurm im Obst, liegt zwischen der Schwinge, die durch Stade fließt, und der Süderelbe, die auf dem Gebiet der Migranten-Metropole Hamburg, einem Stadtstaat der BRD, liegt.

Mit einer geladenen Batterie kann man kreuz und quer entlang der Elbe durch das Marschland fahren. Durch die Erste Meile zwischen Schwinge und Lühe, durch die Zweite Meile zwischen Lühe und Este sowie durch die Dritte Meile zwischen Este und Süderelbe. Sogar bis über die Oste bis zur Weser reicht eine Batterie-„Füllung“ und durch die relativ großen Fenster sieht man bei einer eher geraden Haltung in den Sitzen während einer gemütlichen Fahrt, daß das Elbe-Weser-Dreieck von Ortschaften, Kultur- und Landschaften, die aus Marsch, Geest und Moor bestehen, geprägt ist.

Gemütlich? Nun, der 35-kW-Elektromotor (48 PS) mit einem laut Hersteller maximalen Drehmoment von 105 Newtonmeter schafft mit Mann und Maus nicht mehr als 100 Kilometer in der Stunde, auch nicht bei Rückenwind. Und Wind weht an den Flüssen und der Küste eigentlich immer – mehr oder weniger.

Ein Dayun ES3. © Dayun Auto

Der Kleinwagen ist 3,70 Meter lang und rund 1,2 Tonnen schwer. Da ist also auf den billigen Plätzen wenig Raum, aber dennoch verfügt er über vier Türen für einen Fahrer und maximal drei Mitfahrer sowie eine Tür für den Gepäckraum. Hinten wird es für Große klein. Ein kleiner Einkauf kann jedoch im Stauraum, der 255 Liter fassen solle, achtern transportiert werden. Unter einer Bodenmatte wäre auch noch etwas Stauraum für Kleinigkeiten. Daher ist es erfreulich, daß sich die Rücksitzbank komplett umgeklappen läßt, so daß ein adäquater Zweisitzer mit richtigem Kofferraum entsteht.

Die LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten sind klein und schmal und mögen modern und flott wirken. Das gilt auch für die Felgen sowie das Interieur, für das der eine oder andere wohl die Beschreibung schlicht und schön verwenden würde, aber auch modern und flott. Das gilt besonders für das Lenkrad mit seinen Knöpfen für Funktionen, aber auch für das Armaturenbrett im Allgemeinen. Die Instrumente werden mehr oder digital angezeigt. Das gilt für das Cockpit mit einem Sieben-Zoll-Bildschirm und ein Acht-Zoll-Sensor-Bildschirm als zentrale Bedieneinheit. Rückfahrassistent, Rückfahrkamera, Tempomat, Reifendruckkontrolle und Berganfahrhilfe hat man also gut im Griff und im Blick.

Um das Auto zu starten und zu stoppen ist noch ein Knopf, auf dem „Power“ steht, da und auch für weitere Einrichtungen für die Klimaanlange und die vorderen Sitze. Das Ein-Gang-Getriebe ist ein Automatikgetriebe und wird mit einem Drehknopf von P über R und N bis D geregelt. Dazu dürfen Fahrer zwischen zwei Fahr-Modi wählen. Doch der Unterschied zwischen „Eco“ und „Sport“ will sich beim Fronttriebler nicht recht einstellen. Immerhin: die elektrische Festsellbremse spürt man. Wenn das E-Auto steht, dann stehen alle Räder still.

Insgesamt scheint die Technik halbwegs auf dem neuesten Stand zu sein, aber die deutsche Sprache nicht zu schätzen. Beispielsweise kann man sein Funktelefon und gewitzigt Smartphone genanntes Endgerät mit dem E-Auto-Rechner über die belustigend Blauzahn (englisch Bluetooth) genannte große Datenübertragung, die auf Harald Blauzahn, der ein kleiner König war – jedoch nicht südwestlich der Elbe, sondern nördlich -, zurückgeht, verbinden. Eine standardisierte Schnittstelle (Universal Serial Bus) wurde neben einer Zwölf-Volt-Steckdose eingebaut.

Beim Fahren wird man nicht in die Sitze gedrückt, denn die Beschleunigung ist beachtlich gemächlich. Auch das normale Laden über eine handelsübliche Steckdose mit einer Spannung von 230 Volt und einer Stromstärke bis zu 16 Ampere mit einem mitgelieferten Kabel, das ich für zu kurz halte, geht nicht schneller. Eine Ladung solle auf rund vier Stunden dehnen. Dafür sind in der Nase zwei Steckdosen unter einer kleinen Klappe unterhalb der Motorhaube. Das Schnellladen hingegen solle keine Stunde dauern. Von „0,9 Stunden“ ist die Rede, um „von 20 Prozent auf 80 Prozent“ zu kommen. Das klingt nach einem gewagten Versprechen. In der Kürze der Zeit und in Ermangelung einer Schnellladestation weit und breit konnte ich das nicht überprüfen.

Einparken gelingt mir immer und in die gefühlt weniger und kleiner werdenden Parkflächen paßt der Dayun ES3 immer. Doch aufgepaßtL: Mit der Batterie unterm Boden, dabei soll es sich laut Hersteller um einen 30,66 kWh ternären Lithium-Ionen-Akkupack halten, kommt man nicht weit. Eine WLTP-Reichweite von bis zu 300 Kilometern wird versprochen, aber darauf würde ich es nicht ankommen lassen, schon überhaupt nicht im Winter.

Der Preis für den adretten Kleinwagen, den mancher Zeitgenosse womöglich der Klasse der Kleinstwagen zuordnen würde, ist ein schlechter Scherz, ja, ein übler Witz aus der Volksrepublik China, der im krassen Widerspruch zur lahmen Ladeleistung und miesen Schnelligkeit steht.

Der Preis ist nämlich heiß und liegt 24.490 Euro. Und weil der kleine Wagen keine EU-Typgenehmigung für Fahrzeuge, die in der Rahmenverordnung 2018/858 g der EU-Bürokratur geregelt wurde, hat, wird der Kauf nicht mit ein paar Tausend Euro gefördert. Selbst dann, wenn man noch ein, zwei Tausend Euro runterhandeln kann, ist der Preis zu hoch.

Für Mittel- und Langstrecken, für deutsche Autobahnen und Bundesstraßen, für Jung und Junggebliebene ist dieses E-Auto nicht geeignet. Für alternde Städter mit Steckdose, die am Wochenende mal zwei kleine, kurze Ausfahrten mit einem E-Auto machen wollen, reicht das Fahrzeug, wenn nur der auch mit erwartbarer EU-Typengenehmigung für 2024 zu hohe Preis für die dafür ausreichende Leistung nicht wäre.

Ein Preis um 15.000 Euro wäre meiner Meinung nach angemessen, ein Preis um 25.000 Euro ist eine Posse nicht nur in der Provinz an Elbe, Ost und Weser.