Mecklenburg kreuz und quer

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© Foto: Michael Dietrich, 2013

Demern, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland (RoadsRus). Nach einer ziemlich langen Anfahrt kamen wir in Demern an unserem Standorthotel „Alter Gutshof“ an. Die meisten der rund 20 Teilnehmer waren natürlich schon da. Wir gesellten uns zu ihnen und genossen die heimische Küche. Beim zweiten Bier kamen wir gut ins Gespräch und es ergab sich eine sehr gesellige Runde.

Auf die Räder, fertig, los

Nach einer mehr oder weniger kurzen Nacht gab es ein sehr reichhaltiges Frühstück. So gestärkt ging es auf die Motorräder – für Quereinsteiger in die Endurowelt ist es gar nicht so einfach auf eine Enduromaschine mit einer Sitzhöhe von über 95 cm aufzusteigen. Schon das Ankicken ist ungewohnt. Dabei stellte man (frau) schnell fest, dass Körpergröße und Masse nicht von Nachteil sind. Hut ab vor Jannet, die sich auch nach dem zehnten Mal noch nicht helfen lassen wollte und es dann allein geschafft hat.

Bei einer kurzen Einweisung durch Burkhardt und Detlev bekamen alle recht schnell ein Gefühl für die Maschinen. Wir
wurden in zwei Gruppen eingeteilt, in die erfahrenen Fahrer und die Quereinsteiger. Unser Guide Burkhardt führte uns langsam auf öffentlichen Wegen durch die schöne Landschaft des Biospärenparks Schaalsee.

Das Biosphärenreservat Schaalsee

liegt im Westen Mecklenburg-Vorpommerns an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Von 1952 bis 1990 lagen weite Teile der Schaalseelandschaft im Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze. Die staatlich verordnete Zwangsruhe prägte in der Zeit das Gebiet und die Natur gewann an Raum, sodass im Jahr 2000 dieses schützenswerte Gebiet als Biosphärenreservat ausgewiesen wurde. Auf der schleswig-holsteinischen Seite der Grenze schließt sich unmittelbar der 1961 gegründete Naturpark
Lauenburgische Seen an.

Enduro in Theorie und Praxis

Schnell lernten wir wie das Motorrad auf verschiedenen Untergründen reagiert (sandigem Untergrund, hart ausgetrocknete Feldwege mit Spurrillen oder matschige Waldwege). Während unserer ersten größeren Pause gab es Theorieunterricht über das Gewichtsverlagern beim Beschleunigen, das Lenken mit den Beinen und die richtige Haltung beim ‚im Stehen‘ fahren. Gleich wurde alles in die Praxis umgesetzt. Auf einem kleinen Waldrandstreifen stellte sich schnell heraus, das sich eine Africa Twin oder die F 650 von Monica auch im Gelände recht fix bewegen lassen.

Weiterfahrt und Wheely im Gelände

Weiter ging es Richtung Zarrentin, wo wir an der Tankstelle nicht nur Sprit, sondern auch die orginal Rote Kracker
bekamen. Gut gesättigt ging es nun voller Tatendrang in eine Industriebrache. Auf dem Weg dorthin kamen wir über richtig tief ausgefahrene Sandwege. Hier zeigte uns Bettina wie ein richtiger guter Wheely im Gelände aussieht. Als wir diese riesige Spielwiese erreicht hatten, gab es kein Halten mehr. Wir konnten uns nach Herzenslust austoben. Okay, da wurde
auch schon mal die Africa Twin eingegraben oder eine tt350 flachgelegt…

Dann fuhren wir entlang des Schaalsees zurück Richtung unseres Hotels. Am Rande des Sees lud uns die schöne Aussicht zu einer kleinen Cappuchino-Pause ein. Auf der Fahrt durch die kleinen Dörfer wurden wir wie in die Vergangenheit zurück versetzt. Man kann noch sehr gut die alten Dorfkerne mit Fachwerkhäusern erkennen, leider verschandelt durch große LPG-Bauten am Rande der Ortschaften.

Nach einer kurzen Pause im Hotel fuhr ich mit Burkhardt noch eine kleine Runde über Carlow nach Rehna. Die Abendsonne verwandelte die Landschaft in eine traumhafte Fotokulisse.

Die Stadt Rehna

Die im Herzen des Landkreises gelegene Stadt Rehna ist von Lübeck, Schwerinund der Ostseeküstejeweils etwa 25
Kilometer entfernt. Sie liegt beidseitig des Flusses Radegast, die Altstadt mit dem ehemaligen Nonnenkloster jedoch am linken Ufer. Die Umgebung Rehnas ist recht hügelig, nahe dem nordöstlichen Ortsteil Othenstorf werden 83 m ü. NN erreicht. Das Wappen Rhenas wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, festgelegt und unter der Nr. 125 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert. Blasonierung: „In Gold ein hersehender schwarzer Stierkopf mit goldener Krone, silbernen Hörnern, aufgerissenem Maul, ausgeschlagener roter Zunge und abgerissenem Halsfell, das bogenförmig ausgeschnitten ist und sieben Spitzen zeigt.“

Frisch geduscht

trafen wir den Rest der Truppe noch beim Nachtisch an während wir uns dann den Braten schmecken ließen. In einer gemütlichen Runde wurden noch ein paar Endurofotos aus der Ardeche gezeigt.

Am Sonntag morgen ging es nun zügig los in einem großen Bogen um Rehna. Burkhardt brachte uns an eine öffentliche Crossstrecke in einer riesigen Obstbaumwiese . Weiter ging es auf für den öffentlichen Verkehr frei gegebenen Radwegen durch wilde Natur. In einem weiteren öffentlichen Endurospielplatz trafen wir kurz auf die andere Gruppe. Im Verlauf des Tages stellte sich unser Guide Burkhardt als technische Koryphäe im Reparieren von Enduros heraus – aus seinem Werkzeuggürtel zauberte er drei Kupplungszüge! Weiter fuhren wir über schier endlose Alleen Richtung Gadebusch.

Gardebusch

Der Name Gardebusch wird als Landschaftsbezeichnung provincia Godebuz erstmals im Isfriedschen Teilungsvertrag von 1194 erwähnt. Als Ortsname soll Godebuz dann 1210 erstmals verwendet worden sein. Zunächst befand sich bei Gadebusch eine obodritische Burg mit Burgwall aus dem 8. Jahrhundert. Daneben entstand ein Dorf. Beide lagen strategisch günstig auf einem Hügel in einem Sumpf- und Seengebiet. Im Jahr 1225 starb hier Nikolaus II., Herr zu Gadebusch durch einen Sturz von der Burg. Der Ort wurde im 12. Jahrhundert deutsch besiedelt, ebenso die beiden Ortsteile Ganzow und Möllin, die als Ganzoweund Malinim Isfriedschen Teilungsvertrag angeführt sind. Die Lage an dem Fernhandelsweg Schwerin-Lübeck begünstigte die weitere Entwicklung. Bereits im Jahr 1225 erhielt Gadebusch Stadtrechte (civis) verliehen und ist damit eine der ältesten Städte Mecklenburgs. Die Stadt gehörte zunächst den Grafen von Ratzeburg und ab 1201 den Fürsten von Mecklenburg. 1220 wurde mit dem Bau der spätromanischen Backsteinkirche St. Jakob begonnen. gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Das Rathaus entstand ab 1340.

Von Beginn an hatte Gadebusch auch das Münzrecht. Besondere Bedeutung hatte die Gadebuscher Münze im 16. und 17. Jahrhundert. Im Großen Nordischen Krieg trafen 1712 Dänemark und Schweden in der Schlacht bei Gadebusch (auch Schlacht von Wakenstädt) aufeinander.

Weiterfahrt nach Burg und Möllin und Rückfahrt nach Demern

Nach einer kleinen Runde durch die Stadt gingen wir Richtung Burg. Dort besichtigten wir das Heimatmuseum und genossen in einem Cafe die schöne Aussicht über den Burgsee.

Auf dem Weg nach Möllin verzauberte uns das Lichtspiel zwischen den Bäumen in den Alleen. Dort angekommen besuchten wir das Rauchhaus Möllin, welches zu einem wunderschönen Heimatmuseum ausgebaut worden ist.

Wieder in Demern angekommen, wurden erst einmal die Motorräder vom Schmutz befreit, hierzu steht am Hotel ein großer Hochdruckreiniger zur Verfügung.

Bei einem letzten Kaffee auf der Sonnenterrasse vor dem Hotel endete dieses viel zu kurze Endurowochenende mit Endurofuntours.