Ein Bulli-Buch mit Herzchen – Annotation zu „Bulli Love“

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© Delius Klasing

Berlin, Deutschland (Roads’R’Us). Für die einen geht Liebe durch den Magen, für die anderen durch die Gegend. Besser noch, man fährt mit ihr und das auf vier Rädern. Ist die Liebe groß, sollte es auch der Wagen sein. Passend dazu gibt Edwin Baaske das Buch „Bulli Love“ heraus, das bei Delius Klasing verlegt wird.

Das Buch ist zwar quadratisch, deswegen aber nicht praktisch. Immerhin ist die Form selten in Buchhandlungen und Bücherregalen zu finden, so selten wie der Kleintransporter von Volkswagen, der unter Kennern auch VW Typ 2 genannt wird. Für das Volk gilt die Bezeichnung T1. Die Reihe ist bis heute auf T6 angewachsen, doch echte alte Liebe, die zum T1, kann niemand trennen und die zu den heutigen Gefährten will einfach nicht aufkommen, egal, in welcher Gegend. Den T6 in Buch zu bringen, das hätten sich die Verantwortlich sparen können und auch die Behauptung „Mit Liebe gebaut“ (Seite 117) ist eine Lüge. Oder Prosa. Gebaut wird der T6 mit Lohnarbeitern. Punkt.

Dennoch ist das auch für den T6 ausgewählte Bildmaterial gelungen und schaut gut aus, kommt aber gegen einen T1 inmitten einer Teeplantage voll mit – richtig – Lohnarbeitern, die man, wie Marx meinen würde, wie bei VW auch um den Mehrwert bringt, nicht wirklich an.

Baaske bleibt mit seinem Buch offensichtlich auf der Ebene der Erscheinung. Von einem Ex-Motor-Journalisten darf man nicht mehr erwarten. Das ist zwar nicht gut, aber schön und tut nicht weh. Die belanglosen, bisweilen netten Reportagen bietet neben wenigen Schnappschüssen vor allem Inszenierungen, die, weil so selten oder noch nie so gesehen, echte Hingucker sind. Die Auswahl des Bildmaterials ist gelungen. Bulli Love ist – keine Frage – ein guter Bildband und als solcher einer, mit mehr Text als nur einsilbige Bilduntertitelungen. Die Texte sind nicht kritisch, oftmals Stuss, wenn der Bulli „als geborener Arbeiter“ (Seite 9) bezeichnet wird, aber lesbar. Das Layout ist leicht, wirkt strukturiert, doch der Text ist im Block- und nicht Flattersatz gesetzt. Für den ersten Eindruck mag das schön sein, aber gut lesbar war Blocksatz noch nie.

Und damit der Betrachter des handwerklich soliden Buches den Titel „Bulli Love“ nicht aus dem Blickt verliert, springt einem quasi alle paar Seiten ein rotes Herz ins Auge. Neckisch.

Bibliographische Angaben

Edwin Baaske (Hrsg.), Bulli Love, 200 Seiten, 182 Farbfotos, eine farbige Abbildung, Format 29,5 x 30 cm, gebunden, Delius Klasing Verlag, 1. Auflage, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-667-10303-1, Preise: 49,90 Euro (D), 51,30 Euro (A)