Berlin, Deutschland (RoadsRus). Ihren ersten Auftritt in der Öffentlichkeit feierte die neue E-Klasse wie schon die Vorgängerin in Detroit – mit Glanz und großer Show. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche selbst stellte „sein“ neuestes Baby ins Rampenlicht und Blitzgewitter der Fotografen und signalisierte: Das Fahrzeug soll einschlagen wie der Blitz, mit ihm will Mercedes-Benz weitere gute Geschäfte, Kerngeschäfte machen – nicht zuletzt in Nordamerika. Dafür haben es die Stuttgarter gut gewappnet – sowohl optisch, als auch technisch.
Klare Worte spricht das Design: Die Frontscheinwerfer mit LED-Technik für Tagfahr- und Abblendlicht, jeweils unter einem gemeinsamen Glas, fassen den Kühlergrill ein, von dem es wiederum zwei Arten gibt: Der Grill der Basis- und Exclusive-Modelle ist klassisch gestylt, und der Stern sitzt auf der Kühlerhaube. Der Grill der Avantgarde-Modelle und der AMG-Line ist moderner, sportlicher gestylt und trägt einen großen Stern in seiner Mitte.
Die neue E-Klasse, die seit April zu Preisen ab 45 303 Euro verkauft wird, zeigt wieder Kante, ohne eckig zu wirken – vor allem die Avantgarde-Linie wirkt sowohl schnittig, als auch elegant. Gerade dieses Design dürfte auch jüngere Käufer ansprechen, die eher auf eine dynamische Formensprache Wert legen. Und schnittig heißt auch windschnittig: Der Luftwiderstandbeiwert von 0,23 ist hervorragend und trägt dazu bei, Windgeräusche und Verbrauch zu senken. Kurze Überhänge, eine lange Haube und große Räder dominieren die fast coupéhafte Seite. Gegenüber ihrem Vorgänger hat die E-Klasse an Länge und Radstand leicht zugelegt, konnte dank Leichtbau aber etwas an Gewicht abwerfen.
Ausgesprochen luxuriös präsentiert sich das Innenleben der neuen E-Klasse. Die Sitze wirken sportlich, bieten aber dennoch jeden Komfort. Die Fondsitzbank kann auf Wunsch mit einer dreiteiligen Rückenlehne geliefert werden. In die Mittelarmlehne sind eine Ablagebox sowie zwei Getränkehalter integriert. Das Cockpit dominieren zwei 12,3-Zoll-Displays unter einem Glas.
Touch Controls am Lenkrad, die auf horizontale und vertikale Wischbewegungen reagieren, erlauben die einfache Steuerung des Infotainments, ohne dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen muss. Zudem befindet sich zum Bedienen ein Touchpad mit Controller in der Mittelkonsole. Einige Funktionen lassen sich glücklicherweise auch per Tasten bedienen – so die Klimaanlage und bestimmte Fahrer-Assistenten.
Und davon gibt es ein ganzes Heer – sei an dieser Stelle nur der „Drive Pilot“ genannt. Mit seiner Hilfe kann auf Autobahnen und Landstraßen der Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen gehalten werden. Das Fahrzeug folgt ihnen bis zu einer Geschwindigkeitsbereich von 210 km/h. Der Lenk-Pilot schafft dabei auch moderate Kurven ganz ohne Fahrer. Bis 130 km/h kann das System durch die Beobachtung von umgebenden Fahrzeugen und Parallelstrukturen auch bei nicht eindeutigen Linien – zum Beispiel in Baustellen – oder sogar ohne Linien weiterhin aktiv eingreifen.
Die erweiterte Wiederanfahr-Funktion ermöglicht den automatischen Fahrzeugstart zum Beispiel im Stau innerhalb von 30 Sekunden nach einem Stopp. Zum „Drive Pilot“ gehört zum ersten Mal auch ein aktiver Spurwechsel-Assistent. Sobald der Fahrer den Blinker setzt, unterstützt der Assistent den Fahrer aktiv beim Lenken auf die Nachbarspur, wenn diese als frei erkannt wurde.
Noch effizientere Aggregate arbeiten unter dem Blechkleid und sorgen für die nötige Power zum Beschleunigen, aber auch zum entspannten Reisen. Downsizing war dabei weiterhin die Devise – kleinere turbogeladene Motoren ersetzen Triebwerke mit großen Hubräumen ohne Aufladung. Das reduziert Gewicht und innere Reibung. Für den Vortrieb stehen zum Marktstart zunächst aber nur die beiden Basis-Motoren zur Wahl.
Der Vier-Zylinder-Benziner im E 200 leistet 135 kW/184 PS. Ganz neu entwickelt wurde der 143 kW/195 PS starke Vier-Zylinder-Diesel im E 220. Etwas später folgt der Plug-in Hybrid E 350 e, dessen Vier-Zylinder-Ottomotor im Verbund mit einem Elektromotor eine Systemleistung von 205 kW / 279 PS sowie ein maximales Drehmoment von 600 Nm bereitstellt. Über eine Strecke von 30 Kilometern soll der Hybride rein elektrisch fahren können.
Insgesamt ist das ist Top-Technik in einem Fahrzeug, das nicht der Oberklasse zugerechnet wird. Mercedes-Benz macht das bewusst, weil den Managern der Stuttgarter Edelmarke klar ist: Mehr denn je werden sich Kunden nicht mehr nach oben orientieren, sondern eher in einer niedrigeren Klasse einkaufen gehen. Doch dort wollen sie auf gewohnten Komfort, Fahrspaß und Sicherheit nicht verzichten. Die neue E-Klasse bietet genau das und sollte damit erfolgreich sein.