Rostock, Deutschland (Roads’R’Us). Im Magazin Roads’R’Us las ich in den letzten Tagen 2x Bemerkungen zu den schönsten Motorradtouren in Deutschland. Da kamen bei mir seit Jahren wieder die Erinnerungen an meine Biker-Zeit hoch.
1997 träumte mein Mann (damals 54) sehr konkret vom Motorradführerschein, eine neue Fahrschule hatte bei uns eröffnet und machte Sonderangebote. Bei einem gemütlichen Restaurantbesuch kam er mit der Sprache raus. Mehr aus Spaß erwiderte ich (damals 50): Du, da mach ich mit! Bums, das saß!
Mit Euphorie gingen wir ans Werk, mein Mann schaffte das Ticket sofort, ich brauchte etwas länger für die Prüfungen. Mal sah ich angeblich einen Fußgänger nicht, der eventuell den Übergang nutzen würde, mal rutschte ich vor den Augen des TÜVs auf Schotter aus, aber schlussendlich hatte ich nach 2 Jahren (!) mein Ziel erreicht. Bereits im EC-Karten-Format.
Da ich auf der Schulmaschine, einer Kawa, nicht sitzen konnte, hatte ich mir schon meine Virago 535 gekauft, auf der ich alle Stunden und die Prüfung fahren durfte.
Mein Mann hatte sich zwischenzeitlich seinen Traum, eine HD, gegönnt, sodass wir nun gemeinsam die nähere Umgebung erkundeten.
Die Wochenenden zum Üben und dann im Juni 2000 beide Maschinen im Hänger per PKW zu Freunden und Verwandten nach Winterstein und Meiningen in Thüringen.
Die guckten ganz schön erstaunt, hatten aber tolle Ausflugsziele parat. Kurven, Berge rauf, wieder runter, und ich immer vorne weg, um das Tempo anzugeben. Sehr rücksichtsvoll gedacht.
Auch meine „Milky“ so nannte ich sie wegen der seltenen Farbgebung, die ich mir bestellt hatte, war abends froh, heil wieder auf dem Hof eingekehrt zu sein.
Nach 14 Tagen sehnte ich mich nach unserem flachen Land in der Heide.
Wieder daheim in Buchholz idN haben wir laut Tagebuch fast jedes Wochenende die Heimat erkundet. Mit dem Auto fuhr man von A nach B, jetzt war der Weg das Ziel. Obwohl wir schon 20 Jahre in der Lüneburger Heide wohnten, traumhafte Ecken sieht man wirklich nur vom Bike aus. In den Dörfern, durch die wir langsam, wie gelernt, kurvten, „grüßten“ uns die Tiere von den Höfen. Die Bikertreffen in Hoopte an der Elbe gehörten natürlich genauso dazu. Zweimal mit geschnackt und man kannte sich, half sich, gemeinsam eine Mug mit Kaffee getrunken und heimwärts. Einfach nur schön gewesen.
Im September 2000 eine lange Tour, 200 km, Freunde besuchen in Wyk auf Föhr, Notiz im Buch: Bettwäsche in Gepäckrolle, gar nicht so einfach.
Auf der Insel nicht gefahren, mit den Freunden 7 Stunden Watt gelaufen, guter Ausgleich. Bei der Rückfahrt nimmt mir ein PKW die Vorfahrt, ich liege lang. Maschine fährt aber noch und ich schaffe es bei Orkan 4 Stunden Autobahn heim, das hat gereicht. Total 400km.
Tagebuch: 4.11. Maschine wird Winterfest gemacht. Aufbocken ist Mist, aber letztlich doch was geworden. Nun steht sie eingefettet in der Garage.
Im Mai Fußrasten vorverlegen lassen und Drossel weg, nun bin ich vollwertige Bikerin. Vatertagstour per Bike nach Mustin, Freunde im Urlaub neidisch machen. Ohlendorf, Stelle, Lüneburg, Lauenburg, Büchen, Gudow, Seedorf, sehr schlechte Beschilderung, aber nach 3 Stunden endlich in Mustin. Heimfahrt vor Augen kein richtiger Genuss, gegen 21 Uhr sehr durchgefroren nach teilweise schönen Alleen und 300 abgerittenen km wieder zurück.
2004 habe ich meine „Milky“ verkauft, nach einer OP wurden die Armbeschwerden beim Biken unerträglich, also: weg.
Mein Mann fuhr in einem Klub (BK) weiter, ich mit dem Auto zu den angesagten bundesweiten Treffen. Zumindest „war ich vom Fach“ und nicht nur Ehefrau.
Motorrad, Bike, Tourenguide etc. sind bis heute Stichworte, bei denen ich aufhorche, so wie jetzt bei dem Bericht über das Buch.