Entdeckungen und kulinarische Erlebnisse in der Elbmarsch – eine Rundreise durchs Alte Land

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Kirschblüten an einem Deich im Alten Land. © Gemeinde Jork, BU: Stefan Pribnow

Buxtehude, Deutschland (Roads’R’Us). Ein Teil der Elbmarsch südlich der Elbe in Niedersachsen und in Hamburg wird als Altes Land bezeichnet. Es umfasst die Hamburger Stadtteile Neufelde, Francop und Cranz sowie den Neu Wulmsdorfer Ortsteil Rübke, die Gemeinden Lühne und Jork. Im Plattdeutschen wird diese Region als Olland benannt, was ins Hochdeutsche übersetzt Altland bedeutet. Der Name Olland hat seinen Ursprung im 12. Jahrhundert zur Zeit der Kolonisierung von Leuten aus Gegenden im heutigen Königreich der Niederlande. Beispielsweise geht der Name Hollern im Alten Land auf Holländer zurück.

Motorräder ohne Ende im Gelände an der Elbe beim Anleger Lühe im Alten Land. © Gemeinde Jork, BU: Stefan Pribnow

Unsere Rundreise beginnt in Buxtehude, welches aus Hamburg-Harburg kommend mit dem Auto in 40 Minuten zu erreichen ist. Auffallend im Stadtbild sind neben historischen Häusern und weiteren Sehenswürdigkeiten zwei an vielen Orten stehende Märchenfiguren. Es handelt sich um die Tiere „Hase und Igel“ aus der dichterischen Feder von Dr. Wilhelm Schröder. Diese Geschichte fand Einzug in die Märchensammlung der Brüder Grimm. Wahrzeichen der Stadt sind der Turm der St.-Petri-Kirche, der Marschtorzwinger aber auch Hase und Igel, welche als Maskottchen von Buxtehude bezeichnet werden.

Buxtehude. © Foto: Klaus-Dieter Richter

Die geschlossene Fußgängerzone lässt sich gut fußläufig erschließen! Im historischen Rathaus, zentral in der Breite Straße 2 gelegen, befindet sich das Stadtinformationscenter. Der Weg führt nun zum Buxtehude-Museum. Hier finden wir ein Glockenspiel am Stadtarchiv und den Linah-Zwinger im Stavenort. Der Rundgang führt vorbei an der Alten Lateinschule, dem Fuhrmannshaus, der Flethanlage bis zum Marschtorzwinger. Hier ist das Ausstellungszentrum und der Ort wird für unterschiedliche Konzerte genutzt. Bummeln wir nun weiter den Fleth entlang, vorbei am Flethenkieker kommen wir zur „Ewer Margareta“ einem typischen plattbodigen Frachtschiff der Niederelbe. Hinter dem Schiff sehen wir die Flethmühle, eine ehemalige Getreidemühle aus dem 19. Jahrhundert.

© Foto: Klaus-Dieter Richter

Buxtehude lädt auch zu vielseitigem Genuss ein. Hervorzuheben sei hier das Restaurant „Hoddows Gastwerk“ , welches nicht nur zum Abendessen, sondern auch zur Mittagszeit einen genussvollen Besuch wert. Den eigenen Anspruch, höchste Qualität zu gastfreundlichen Preisen anzubieten, wird das Haddows-Team gerecht. Frische und Qualität überzeugt und gestärkt kommen wir zum Viverkahn, um auf den Kulturpfad zu gelangen. Der Pfad vorbei führt um den Stadtkern herum vorbei an zeitgenössischen Skulpturen und Kunstwerken.

Ein Igel in Buxtehude. © Foto: Klaus-Dieter Richter

Eine Kaffeepause legen wir im Café Pom Pom ein. Neben Frühstück, Snacks, Bowls, Salaten, wird auch eine große Auswahl an Waffelspezialitäten angeboten. Wir genießen die Kaffeespezialitäten und lassen uns Waffeln in verschiedenen Zubereitungen servieren. Gern würden wir länger hier verweilen aber Buxtehude an einem Tag zu erkunden ist eine Herausforderung.

Nachdem wir weiter die Stadt erkundet haben, ging es zum „Hotel Navigare“ um uns in den geschmackvoll eingerichteten Zimmern zu erholen. Hier erwartete uns ein ganz besonderer Abend im Restaurant Seabreeze mit einem 8 Gänge-Menü von und mit Jens Rittmeyer. Serviert wurden mit korrespondierenden Weinen unter anderem verschiedene Beten+ Rüben, Kabeljau mit Schwarzkohlblättern, Kaisergranat an Kürbis, Rinderzunge und Kirschweinsauce, Rehrücken mit Mangold und vielem mehr. Verbunden mit der hohen qualitativen Zubereitung durch Herrn Rittmeyer sind eng verbunden, die heimlichen Stars der Küche, die Produkte der heimischen Landwirte und Erzeuger.

© Foto: Klaus-Dieter Richter

Am nächsten Morgen ging es nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel, welches wir fast nicht beenden wollten, die 10 Kilometer zum „Herzapfelhof Lühs“ in Jork . Bei einer Hofführung mit dem Obstbaumeister Hein Lühs erfuhren wir, dass seit 700 Jahren Obst in der Region altes Land angebaut wird. Auf seinem Hof werden 40 Apfelsorten zum Verkauf geerntet aber über 250 historische Apfelsorten werden gepflanzt und kultiviert. Die Anbaufläche für fast 100.000 Bäume beläuft sich auf 40 Hektar. Apfel sei nicht gleich Apfel! Davon konnten wir uns bei einer Verkostung von verschiedenen frischen Äpfeln aber auch einer Vielzahl von Säften überzeugen! Aus dem Apfel oder den Äpfeln wird vieles hergestellt und auf dem Hof im eignen Hofladen vermarktet. Unter anderem Apfelbrand, Obstbrände, Liköre, Konfitüren, Gelees, Apfelsecco, Fruchtbonbons, Apfelchips und vieles mehr. Alles wird auch zum Erwerb über die Internetseite des „Herzapfelhof Lühs“ angeboten.

Edle Äpfel und geistige Getränke in der NORDIK-Edelbrennerei. © Foto: Klaus-Dieter Richter, BU: Stefan Pribnow

Nun ging es „apfelgestärkt“ nach kurzem Weg, fast um die Ecke wie man so schön meint, zur NORDIK Edelbrennerei, einem Destillations-Familienbetrieb. Dort wird traditionelle Handarbeit mit regionalen Zutaten gelebt und produziert! Qualitativ hochwertige Spirituosen-Spezialitäten mit jahrzehntelanger Destilliererfahrung werden angeboten und können nach vorher gebuchtem Termin auch verkostet werden. Unser Verkostungsquerschnitt beinhaltete Brandt mit Apfelauszug, Haselnussgeist, Eierlikör und einiges mehr. Über das „mehr“ möchte ich nicht hier schreiben, sonst kommt der geneigte Leser auf „seltsame Gedanken“, denn ich möchte seriös bleiben! Nur so viel dazu: Ich wurde gefahren von einer Dame, welche keinen Alkohol trinkt!

Ein Mittagessen im Restaurant „Die Mühle Jork“ am Elbdeich in Jork, schloss sich bei naturtrübem Apfelsaft nahtlos an. Unsere servierten Speisen wurden überhaupt nicht trüb serviert, sie waren in frischer Qualität zubereitet und modern angerichtet. 1856 ist die Mühle „Aurora“, benannt zu Ehren von Aurora, Gräfin zu Königsmark (1662-1728), erbaut worden. 1984 wurde sie umfassend renoviert und seit 1989 befindet sich in der Mühle ein Restaurant. Die heutigen Betreiber übernahmen den Betrieb im Jahr 2010. Leider war die Zeit zu knapp, um länger verweilen zu können. Die Mühle „Aurora“, auch „Borsteler“ Mühle genannt, bleibt uns aber in sehr positiver Erinnerung erhalten.

Die Mühle in Borstel im Alten Land. © Gemeinde Jork, Foto: Sven Mirow, BU: Stefan Pribnow

Auf den Spuren der Obst- Kultivierung im Alten Land besuchten wir, nach der Stärkung in der „Borsteler“ Mühle, einen weiterer Ort in Jork, den Obsthof Matthies. Seit 1985 produziert dieser Betrieb „Integriert“. Der integrierte Anbau bedeutet „im Einklang mit der Natur“ und beginnt mit dem Pflanzen der Bäume. Auf 14 Hektar werden hier Kernobst als Hauptkultur angebaut aber auch Erdbeeren und andere Beerenobstsorten. Eine Fahrt mit dem Obsthof-Express gibt einen Überblick, wie viel Arbeit in den Obstbau investiert werden muss um ein gutes marktreifes Produkt zu erhalten. Im Hofladen werden nicht nur frische Äpfel angeboten, sondern auch eine Vielzahl anderer regionaler Produkte. Probieren sollte man unbedingt das Altländer Apfelbrot und den Altländer Diekpedder, ein Getränk aus Altländer Apfelsaft und Original Altländer Obstler.

Wenige Kilometer weiter befindet sich der Biohof Ottilie in Mittelnkirchen. Hier heißt es: Genuss steht im Mittelpunkt, Ankommen, Pause machen und Alle an einen Tisch. Ottilies Biohof vereint Fair-Trade und ökologisch-zertifizierte Produkte aus überwiegend kleinbäuerlicher Erzeugung im Einklang mit der Natur. Kerstin Ottilie Hintz sagt: „Unsere Liebe zu Äpfeln und Neugierde mehr aus Äpfeln zu kreieren, … und der innigste Wunsch eine Antwort auf die vielen Tomatenketchups zu finden, bildeten die Grundlage für unseren originalen Altländer Apfel- Ketchup!““. Wir probierten ihn und erlebten ein Geschmackserlebnis der besonderen Art. Im Hofcafé werden hausgebackene Kuchen, Torten, Fairtrade Kaffee-, Tee-, Schokoladenprodukte, Glutenfreies und Veganes serviert. Besondere Ottilles Obsthof Produkte aus eigener Herstellung werden im kleinen Hofladen angeboten.

Das sehens- und besuchenswerte Rathaus von Jork im Alten Land. © Gemeinde Jork, BU: Stefan Pribnow

Der Ort Jork wurde erstmals im Jahr 1221 urkundlich erwähnt. Hervorzuheben ist das Rathaus, dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert sich nachweisen lässt. 1776 heirateten in Jork der Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing und Eva König. Zum Gedenken daran finden seit 1992 jedes Jahr im November die Lessing-Gespräche statt.

Die Gemeinde Jork ist eines der größten Obstanbaugebiete in Europa. Mehr als zehn Millionen Apfel-, Kirsch-, Birnen- und Zwetschgenbäume sorgen für reichlich Nachschub auf Deutschlands Obsttellern.

Ein Leuchtturm am Elbdeich. © Gemeinde Jork, BU: Stefan Pribnow

Wir verlassen Jork, fahren 40 Kilometer zur Elbinsel Krautsand und machen aber unterwegs Rast um auf den Elbdeich zu steigen. Große Schiffe fahren vor unseren Augen in Richtung Hamburg oder in die „Große weite Welt“. Hinter uns befindet das idyllische „Alte Land“ mit seinen Obstplantagen und interessanten Orten, ein schöner Kontrast.

Angekommen im Hotel Elbstrand Resort Krautsand sind wir überrascht, wie dicht am Deich dieses Haus sich befindet. Die ruhige Lage an der Elbe bedeutet, Wellness am Wasser zum Wohlfühlen. Indoor Pool, Sauna, Kosmetik, Fitness und Cardiowelt bieten hier auf einen Blick: 800 Quadratmeter Erholung und Vitalität. Wer in der Elbe Baden möchte, kann dieses am Strand hinter dem Deich tun. Ergänzend wird in modernen Zimmern übernachtet und die Küche bietet traditionell hanseatisches und auch modern, trendige Spezialitäten.

Stade. © Foto: Klaus-Dieter Richter

Weiter geht es am nächsten und letzten Tag in die Hansestadt Stade. Empfehlenswert ist ein geführter Stadtrundgang, damit dieser interessante Ort sich einem besser erschließt! Die fachkundigen Gästeführer gehen in traditioneller Tracht durch Stade und vermitteln somit das Gefühl, sich in einer anderen Zeit zu bewegen. Sehenswert sind die Fachwerkhäuser in der Altstadt, die meisten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Der Hansehafen war einst das wirtschaftliche Herz der Hansestadt und hier befindet sich der Schwedenspeicher aus dem Jahr 1705. Seit 1977 dient er als Stade-Regionalmuseum. Der Weg führt vorbei am St. Johanniskloster, dem Zeughaus, Hökerhus, dem Schleusenhaus und weiteren interessanten Orten. Wer nach den ungefähr 90 Minuten eine Rast benötigt findet ein reichhaltiges gastronomisches Angebot.

Das Alte Land zwischen Hamburg und Cuxhaven hat noch vieles mehr anzubieten und zu entdecken. Empfehlenswert ist eine Entdeckertour mit dem Fahrrad. Hierfür gibt es beim Tourismusverband Landkreis Stade/ Elbe e.V. eine Rad-Infokarte. Auch im Internet ist diese erhältlich unter www.radeln-altesland.de.

Weil eine Rundreise eine Rundreise ist, endet diese, unsere in Buxtehude, wo die Hunde mit dem Schwanz bellen.

Anreise:

  • Mit der Deutschen Bahn bis Bahnhof Buxtehude
  • Mit Auto und Motorrad auf der B 73
  • Auf dem Wasser mir Barkasse ab Hamburg auf Elbe und Este nach Buxtehude
  • Mit dem Fahrrad über den Elbe-Radweg