Hsinchu, Taiwan (Roads’R’Us). Und mittendrin eine rätselhafte Figur, deren eintöniges Grau trotz ihrer riesigen Dimensionen auch jetzt noch nicht imstande ist, die Blicke der Festteilnehmer einzufangen. Denn erst gegen Ende der offiziellen Neujahrsfeier zeigt sich, was wirklich in ihr steckt. Voll gespickt mit Elektronik und Lasertechnologie setzt sie nun eine bunte Palette ständig wechselnder Farben frei, aus deren Fülle heraus sich unverzüglich das Tier des Jahres zu erkennen gibt – die Schlange, halb aufgerichtet und wie zum Angriff bereit. Während sie sich wie auf einer Drehbühne langsam um ihre eigene Achse dreht, schießt ein bedrohlich züngelnder Laser-Lichtstrahl aus ihrem weit geöffneten Maul. Doch ist sie es wirklich?
Denn alsbald beginnt das Untier Rauch zu speien und schlüpft in die Rolle des „kleinen Drachens“, die ihr der Volksglaube ebenfalls zugedacht hat. Etwa um die Antipathien des Publikums abzufedern? Denn mit dem Motiv des Drachens kann sich hier jeder identifizieren, wie Taiwanexperte Hsu Tzu Yi in den aufbrandenden Applaus hinein feststellt. Ist dieser doch in der heimischen Vorstellungswelt kein Geringerer als der Ahnherr aller Chinesen und somit in seiner Symbolkraft das zentrale Motiv der chinesischen Mythologie – allmächtig und allgegenwärtig, listig und lustig zugleich. In seiner Vielseitigkeit und Pfiffigkeit ein wahrer Allerweltskerl!