Gotland (Roads’R’Us). Der nächste Gotland-Schnuppertag führt uns wieder über den Farösund am Basteträsk, dem größten von 20 Gotlands Seen, entlang nach Kappelshamn mit seinen weißen Hügeln, dem „Gold der Insel“. Frachter liegen von Staubwolken umhüllt an der Pier und laden Kalk.
Der wurde hier schon im Mittelalter von Bauern in kleinen Meilern – einer steht sogar in Stralsund – gebrannt als Grundlage für die Zementherstellung, die noch heute einen hohen wirtschaftlichen Wert hat. Ein paar steinerne Brennöfen kann man heute als Industriedenkmäler besichtigen. So auch in Barläst vor der Insel Asunden gegenüber von Slite, wo heute das größte Werk große Mengen produziert und weltweit verschifft. Eine Tafel am kleinen Hafen erklärt sehr anschaulich Abbau und Transport der Steine. Auch die schwierige Verladung auf Segelschiffe, die die Häfen der 225 Hansestädte anliefen. Das Resultat kann man heute an den Fundamenten ihrer Kirchen bewundern. Sie stammen sämtlich aus Gotland, auch die der Stralsunder Marienkirche. Am Langenkanal erinnern Steinblöcke und Stelen noch daran, was hier einst umgeschlagen wurde.
Leider hat die Kalkbrennerei auch zur Entwaldung Gotlands geführt. Eine savannenähnliche Heidelandschaft mit Wacholderbüschen breitete sich hier aus. Bevorzugt beweidet von den typischen sehr robusten Gotlandschafen.
Schon das Baumaterial für den Dom von Lund, der von 1103 bis 1145 errichtet wurde, stammte aus gotländischen Steinbrüchen, den Stenbrott. Natürlich vor allem auch die gewaltige Ringmauer von Visby mit ihren markanten Türmen und der dreitürmigen Sankt Marienkirche, die deutsche Hanse-Kaufleute errichten ließen wie auch die Heilgeistkirche.
An der Kappelhamnsviken entlang führt der Weg rund acht Kilometer durch malerische Waldalleen, von Wiesen und Weiden unterbrochen, zur Nordspitze Gotlands: Hallshuk, ein kleines, idyllisches Fischerdorf mit gewaltiger Steilküste im Rücken und weitem Blick über die Ostsee.
Sechs Kilometer Schotterpiste mit Südwest-Kurs bis Häftings. Hier zweigt in einer Linkskurve rechts der Wanderweg ab nach Häftingsklint. Ein schmaler, wildromantischer Pfad führt hügelauf und -ab durch artenreiche Heide- und Waldlandschaft, die von Orchideen überwuchert zu sein scheint, bis man wieder das alles überlagernde Rauschen der See hört. Die brandet Nord- und Westwindgegen das hohe Kliff. Nicht ganz leicht zu finden, aber eine lohnenswerte Mühe von zwei Stunden.
Gotland hat uns inspiriert: Die nächste Reise gilt dem von uns noch unerforschten riesigen Rest der größten schwedischen und nach Seeland zweitgrößten Insel der Ostsee.