Berlin, Deutschland (Roads’R’Us). Eine gute Address sei die von Suzuki, die Address 125. Ein paar Tage fuhr ich das flotte Fahrzeug in der klassischen Roller-Gestaltung mit einem Hauch Fernost und einer Prise Pazifik in der Migranten-Metropole Berlin, die für manche Leute vom Land ziemlich migrantisch und exotisch anmuten mag, vielleicht auch sexy und arm. Der Roller hingegen glänzt in seinen Farben, die vom Hersteller als Weiß, Blau und Matt-Rot beschrieben werden. Nicht nur die Lampen scheinen. Chrom glänzt auch.
Insgesamt wirkt der Roller mit seinen geschwungenen Linien richtig Retro und dennoch (r)echt en vogue. Alle Achtung!
LED-Scheinwerfer mit -Standlicht sorgen dafür, auch von hellen Köpfen im Dunkeln gesehen zu werden. Und dunkle Gestalten geraten in den Lichtkegel nicht nur in Lichtenberg, sondern auch auf anderen Berliner Bergen, womit nicht nur der Kreuzberg und der Prenzlauer Berg gemeint sind. Höher sind im auch Hauptstadt genannten Berlin der Karlsberg (79 Meter über NN), der Murellenberg (62 Meter über NN), der Pichelsberg (ebenfalls 62 Meter über NN) und der Dachsberg (61 Meter über NN). Nur die Trümmerberge, die von damals, sind höher, darunter der Teufelsberg (120,1 Meter über NN) und der Drachenberg (99 Meter über NN). Diese und weitere schafft die Address 125 mühelos. Zählt man die Arkenberge im von Konrad Adenauer Pankoff ausgesprochenen Pankow hinzu, dann führen diese mit 6 Zentimetern.
Der luftgekühlte Einzylinder führt mit vier Ventilen für diesen einen Zylinder und einem Hubraum von 124 ccm. Laut Hersteller käme er auf 8,0 PS (6,0 kW) bei 6 750 U/min und einem Drehmoment von 10 Nm bei 5 500 U/min. Der Motor, der 1,9 Liter auf 100 km verbrauche, solle eine Höchstgeschwindigkeit von 88 km/h schaffen. Auch das habe ich mehr oder weniger in der Autostadt Berlin, die auch eine Bus- und Bahnstadt ist, gut testen können. Die Raserei auf Berlins Straßen ist beachtlich und beschränkt sich nicht nur auf Fahrzeuge mit vier Rädern, sondern auch auf solche mit mehr und weniger Rädern, die Rennen auf der Avus und dem Flughafen Tempelhof nicht mitgerechnet.
Jedes Jahr werden im Stadtstadt Berlin annähernd 1 000 Rasereien festgestellt. 2020 sollen Amts- und Staatsanwaltschaft 871 Verfahren wegen verbotener Kraftfahrzeugrennen eingeleitet haben, 2021 sollen es 799 und 2022 sollen es 755 gewesen sein. Nicht mehr lange, dann wird auch diese Grenze überschritten. Laute Autos und Motorräder kommen noch hinzu. Die Address 125 hingegen ist leise, wirklich leise, so daß ein Fahrer sich in dieser eher lauten Millionenstadt mitunter durch Hupen bemerkbar machen muß. Der Klang der Hupe könnte durchaus eindringlicher sein.
Platz für Strafzettel und kleine Einkäufe ist ausreichend: unter der Sitzbank und in den vorderen Staufächern. Sogar ein Fläschchen Goldkrone oder eine Dose Berliner Luft finden ihren Platz sowie ein Handy, das man an einem USB-Anschluß sogar aufladen kann. Klasse!
Hilfreich und gut ist auch ein Haken für Taschen und Tüten, die ansonsten zwischen den Beinen freies Spiel haben. Das freut Hunderte – gefühlt Tausende – Taschendiebe, denen man seine Flüche vor allem in fremder Sprache hinterherrufen sollte, um Gehör zu finden, keine Gnade. Gut, daß bei Suzuki das Zündschloß der Address 125 nur mit dem passenden Schlüssel aufzuschließen ist. Das Zündschloß wird mit einer Blende abgedeckt und ist nur mit dem Magnetcode in der Schlüsselspitz zu öffnen. Daß ein abgedecktes Zündschloß den Langfingern einen kurzen Diebstahl erschwert, das versteht sich von selbst. Mit dem Zündschlüssel wird übrigens auch die Sitzbank geöffnet. Eine Drehung am Zündschloß reicht dafür.
Für den anschmiegsamen Mitfahrer gibt es auf der Sitzbank genug Platz und die üblichen Sozius-Fußrasten zum Ausklappen inklusive Fersenschutz. Apropos Füße, die in Schuhen stecken. Die Address ein flaches Trittbrett, das breit genug ist. Wer möchte, der mag sich noch ein sogenanntes Topcase (27 Liter) mit Rückenlehne kaufen. Ich darf das empfehlen.
Beachtlich ist die Eco-Drive-Anzeige für alle, die – so nennt es der Hersteller – „extra kraftstoffeffizient“ fahren wollen. Wer mit seinem auch Scooter genannten Gefährt in den Urlaub rollen möchte, der sollte jedoch wenigstens auf einen auf einen Burgman 400 umsteigen.
Der Address 125 genannte Roller mit 6,4 kW (8,7 PS)/ 124 cm³ wird auf einer deutschsprachigen Heimatseite von Suzuki im Weltnetz aktuell mit einem Ab-Preis von 2.700 EUR angeboten. Ob die Technik auf Dauer zuverlässig ist, das konnte ich in ein paar Tage nicht testen, doch während dieser war alles sicher, hilfreich und gut – und sah auch noch schön aus. Kurzum: sexy. Und gar nicht mal so teuer. Will man auf den Bergen in Berlin und im Berliner Sumpf mehr?
Bekanntlich stammt der Name aus einer slawischen Sprache und der bedeutet so viel wie Sumpf, auch wenn das Wappentier ein Bär ist. Und mit in ist schlicht eine Heim- und Wohnstätte gemeint. Beispiele hierzulande gibt es mit Schwerin und Stettin genug. Kurzum: Berlin war ein Ort im Sumpf, der im Laufe der Zeit trockengelegt wurde. Nach wie vor stehen in Berlin viel mehr Häuser auf Stelzen als in Venedig. Es gibt hier auch mehr Brücken und nicht nur Berge als dort. Und mehr Suzuki Address 125!
Die Fakten laut Suzuki
Leistung und Verbrauch:
Nennleistung | 6,4 kW / 6750 min-¹ (8.7 PS) |
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Maximales Drehmoment | 10,0 Nm / 5500 min-¹ |
Höchstgeschwindigkeit | 90 km/h |
CO₂-Emission | 44 g/km |
Kraftstoffverbrauch | 1,9 l/100km |
Tankinhalt | 5,0 Liter |
Motor und Getriebe:
Bauart, Kühlsystem | 1-Zylinder 4-Taktmotor, luftgekühlt |
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Hubraum / Bohrung x Hub | 124 ccm / 57,4 mm x 52,2 mm |
Verdichtungsverhältnis | 10,3 : 1 |
Ventilsteuerung / Ventile pro Zyl | SOHC mit Rollenkipphebeln / 2 |
Gemischaufbereitung | Elektronische Benzineinspritzung mit ISC Leerlaufregelung |
Motorschmierung | Nass-Sumpf |
Anlassersystem | Elektrostarter, Kickstarter |
Getriebe / Endantrieb | CVT-Keilriemenvariomatik/automatisch |
Übersetzung Endantrieb | 8,552 |
Fahrwerk:
Lenkwinkel | 45° |
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Rahmenbauart | Zentralrohr-Rahmen (Stahl) |
Vorderradaufhängung | Teleskopgabel |
Federung / Dämpfung vorne | Schraubenfeder / 2-Rohr-System |
Federung / Dämpfung hinten | Mono-Federbein / Öldämpfung |
Bremsanlage vorne, Ø | Einscheibenbremse, Kombibremssytem (CBS) 190 mm |
Bremszange(n) vorne | Einkolben-Schwimmsattel |
Bremsanlage hinten, Ø | Trommelbremse mit Feststellhebel, Kombibremssytem (CBS), 120 mm |
Felge / Bereifung vorne | 12 x MT 2.15 + 90/90-12 44J |
Felge / Bereifung hinten | 10 x MT 2.15 + 90/100-10 53J |
Elektrische Anlage:
Zündsystem | Digitale Transistor-Spulenzündung, Zündschloss mit Diebstahlschutz (Shutter-Mechanismus) |
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Batterie / Lichtmaschine | 12V 3 Ah |
Zündkerzen (Elektroden) | Standard |
Massen, Abmessungen:
Sitzhöhe | 770 mm |
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Leergewicht fahrfertig | 105 kg |
Zuladung (bei Serienausstattung) | 170 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 275 kg |
Abmessungen (L/B/H) | 1825 mm / 690 mm / 1160 mm |
Radstand | 1265 mm |
Bodenfreiheit | 160 mm |