Berlin, BRD (Roads’R’Us). Wir erinnern uns: Angetreten ist Kia 1993 in Deutschland. Es war ein schwerer Start: Die Fahrzeuge konnten im Vergleich zur Konkurrenz in punkto Design, Qualität und Technik zunächst nicht mithalten. Aber es war auch der Beginn einer Erfolgsstory. Schneller als alle Europäer hat man bei Kia das Potenzial der Elektromobilität erkannt und ohne große Bühne 2019 mit dem e-Soul ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug auf den Markt gebracht.
Heute bietet Kia eine breite Palette von vollelektrischen Modellen an, darunter die SUV’s EV9, EV6 und EV5 sowie die Modelle EV3 und EV4. Bereits in der Pipeline sind der EV2 und das neue Plattformmodell Kia PV5, mit dem die Marke ins Segment der leichten Nutzfahrzeuge einsteigt. All diese Modelle, ob nun gerade erst entwickelt oder bereits überarbeitet, hat der südkoreanische Hersteller im vergangenen Monat auch auf der IAA Mobility in München präsentiert. Dabei feierten das Kompaktfahrzeug Kia EV4 und die Kleinwagen-Studie Concept EV2 ihre Deutschlandpremiere.

Doch über die Elektromobile hat Kia aber auch nicht vergessen, an die Verbrenner-Freunde zu denken und auch in punkto Otto- und Dieselmotor die Entwicklung vorangetrieben. So kann man für den jetzt überarbeiteten Sportage, der in 30 Jahren rund sieben Millionen Mal produziert wurde, einen Motor aus einer umfangreichen Antriebspalette vom Benziner über den Diesel bis hin zum Plug-in-Hybrid wählen. Ein reiner Stromer ist nicht im Angebot. Wählen kann man zwischen Front- oder Allradantrieb, Handschalter oder Automatik. Der Listenpreis startet bei 35 190 Euro.
Und was hat sich jetzt unter dem Blech getan? Beispielsweise wurden die Motoren überarbeitet. Der 1,6-Liter-Benziner läuft ohne 48-Volt-System und ist in den Leistungsstufen 110 kW/150 PS und Frontantrieb sowie mit 132 kW/180 PS und Allradantrieb erhältlich. Den stärkeren Otto gibt es auch als Vollhybrid in Kombination mit einem 47 kW/64 PS-Elektromotor. Die Systemleistung des Antriebs ist von bisher 158 kW/215 PS auf 176 kW/239 PS gestiegen. Ein Plug-in-Hybrid folgt gegen Jahresende.
Besonders beliebt für SUV’s und Geländegänger sind aber immer noch die Dieselmotoren. Der im Sportage eingesetzte 1,6-Liter-Reihenvierzylinder-Turbodiesel ist ein Mild-Hybrid mit 48-Volt-System. Er leistet 100 kW/136 PS und generiert ab 2000U/min ein maximales Drehmoment von 320 Nm – ein verlässlicher Antrieb, kombiniert mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Er beschleunigt in 11,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und schafft eine Spitze von 180 km/h. Und sparsam ist dieser Selbstzünder: Im Kurztest genehmigte er sich lediglich 6,2 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern. Sein Preis: 37 390 Euro mit Handschalter oder 39 390 Euro mit Automatik.

Seit 2002 ist das Mittelklasse-SUV Kia Sorento, der große Bruder des Sportage, auf dem Markt. Seine vierte Generation startete 2020, und nun erhielt er ein Facelift mit umfangreichen Änderungen im Innenraum und im Exterieur. Mit neuer Front und modernisiertem Cockpit geht das Fahrzeug, dessen Frontdesign jetzt dem des E-Modells EV9 ähnelt, an den Start. Doch eine E-Version des Sorento gibt es nicht, dafür aber – neben einem reinen Benziner und einem als Basis für eine Plug-in-Hybrid-Version – wieder einen starken Dieselmotor. Was die Verbrenner-Fraktion erfreuen dürfte. Der 2,2-Liter-Turbodiesel leistet 142 kW/194 PS und entfaltet schon früh seine Kraft, die über ein breites Drehzahlband zur Verfügung steht. Dazu passt das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe hervorragend. Das stattliche SUV kann den Beschleunigungslauf von Null auf Tempo 100 in 9,2 Sekunden absolvieren und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 202 km/h. 440 Nm werden ins Spiel gebracht, die es dem Zweitonner auch ermöglichen, bis zu 2,5 Tonnen an den Haken zu nehmen. Das machen dem Sorento Diesel nur wenige der direkten Wettbewerber nach.
Im Kurztest verbrauchte dieses Fahrzeug 6,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer – mit Hänger dürften es etwa fünf Liter mehr sein. Das Fahrzeug kann wahlweise mit fünf, sechs oder sieben Sitzen ausgestattet werden. In der preiswertesten Version kostet das fünfsitzige Dieselmodell 55 190 Euro – wohlgemerkt, unter anderem mit einer umfangreichen Sicherheitsausstattung, Allradantrieb und Automatik.

Zwei der Elektro-Baureihen dominieren derzeit in der Gunst der Kunden: der EV3 und der EV6. Was auf beide Fahrzeuge auf den ersten Blick zutrifft: Sie verfügen über ein futuristisches Design. Dabei ist der brandneue EV3 der Nachfolger des Niro EV – ein 4,30 Meter langes, rundum gelungenes kompaktes E-SUV. Einer seiner Konkurrenten ist der VW ID3, und er passt wie dieser quasi in die Golfklasse. Und gerade diesem Konkurrenten macht der EV3 jetzt ordentlich Druck. Schon die Basisvariante für 35 990 Euro ist fast komplett ausgestattet.
Bereits mit dem 58,5-kWh-Akku der 150 kW/204 PS-Basisversion ist man ausreichend motorisiert. In nur 7,5 Sekunden geht es von Null auf 100 km/h; die Höchstgeschwindigkeit beträgt 170 km/h. 5400 Euro mehr sind für die Version mit dem größeren Energiespeicher hinzulegen. Doch damit eröffnet sich auch eine deutlich größere Reichweite: Mit einer Batterieladung schafft der EV3 81,4 kWh laut Kia 563 Kilometer. Und fast so weit kam er auch im Praxistest. Das bedeutet auch eine gewisse Sicherheit für den Fahrer, der so gut kalkulieren kann, wann er eine Ladesäule anlaufen sollte.

Das Fahrwerk präsentiert Altbewährtes: Vorn ist eine McPherson-Achse, hinten eine Mehrlenkerachse verbaut. Das Fahrwerk ist insgesamt gut abgestimmt: Komfortabel, aber nicht zu weich, um der Fahrdynamik des EV3 zu entsprechen. Die Lenkung arbeitet angenehm direkt wie das Bremssystem.
Knapp ein Jahr ist der aktuelle EV6 in Deutschland auf dem Markt, und das ist bereits ein überarbeitetes Modell. Erstmalig war er im Jahre 2021 präsentiert worden. Schon mal rein optisch sieht man ihm das Facelift auch an. Seine Linien sind noch geschwungener, seine Front noch ausdrucksstärker. Ein echter Hingucker.
Technisch interessant ist der überarbeitete Antrieb. Kia hat den Energiegehalt des Akkus von 77,4 auf 84,0 kWh und die Ladeleistung von 240 auf 258 kW erhöht. Damit beträgt die Ladezeit von zehn auf 80 Prozent wie bisher 18 Minuten – das ist spitzenmäßig. Und mit diesem Akku fährt der EV6 rund 560 Kilometer weit. Auch für den EV6 gibt es eine kleinere Batterie mit 63 kWh, mit der die Reichweite 428 Kilometer betragen soll. Im Kurztest gefiel der EV6 mit seinem großen Akku, der tatsächlich eine Reichweite von rund 500 Kilometern ermöglichte – so ganz genau ist das in der Realität nicht messbar. Doch es ist außerordentlich wichtig, dass der Hersteller keine utopischen Werte angibt – was leider noch allzu oft gang und gäbe ist.
Der EV6 beschleunigt schon mal rasant, aber da gibt es auch noch einen EV6 GT. Das ist eine absolute Fahrmaschine mit 478 kW/650 PS und 260 km/h Spitze. In 3,2 Sekunden geht es von Null auf 100; allerdings kostet der Spaß auch 69 990 Euro.
Bemerkenswert ist aber auch die von Kia jetzt vorgestellte Transporter-Flotte. Die kleinen Nutzfahrzeuge bauen auf einer ganz neu entwickelten Elektro-Plattform, der „Platform Beyond Vehicle (PBV)“, auf. Dabei werden in jedem Fall das elektrische Chassis und das Cockpit genutzt; der Hauptteil der Karosserie aber wird nicht verschweißt und bleibt damit austauschbar. So kann das Fahrzeug je nach Bedarf zum Taxi, Transporter oder zur Großraumlimousine umfunktioniert werden. Clever, oder?
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