Zärtlich kreiste das Lenkrad meines W50 – Annotation zum Buch „Deutsche Autos – Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR“ von Michael Dünnebier und Eberhard Kittler

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Deutsche Autos
© Motorbuch Verlag

Berlin, Deutschland (Roads’R’Us). Als ich noch ein Gefangener der Arbeiter und Bauerdiktatur war, absolvierte ich im Rahmen meiner Vorbereitung auf den Militärdienst den LKW-Führerscheinkurs. Den bot seinerzeit die GST (Gesellschaft für Sport und Technik) an, eine Art paramilitärische Organisation der DDR. So kam es, dass ich 1981 auf den Bock eines grün gestrichenen Monsters kletterte und ein bösartiger Knilch, der permanent rohe Zwiebeln mampfte, auf dem Beifahrersitz versuchte, mir die Grundregeln der LKW-Fahrerei einzubimsen. In Gedanken war ich bei unserem FC Carl Zeiss Jena, der in dieser Saison gerade die Festung Europa (EC der Pokalsieger) berannte.

Ach ja, die Vergänglichkeit. Manches von dem, was wir früher liebten, hat sich in Nichts aufgelöst. Anderes bleibt, der Fußball zum Beispiel.

36 Jahre später blättere ich voll nostalgischer Freude im Bildwerk Deutsche Autos: Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR des Stuttgarter Motorbuchverlags. Dieser hat sich die herrliche Aufgabe übergeholfen, sämtliche Vehikel der Ostzone ein editorisches Denkmal zu setzen. Das ist eine wunderbare Idee, bringt sie doch Zonendödeln wie mir die alten Kutschen in Erinnerung, mit denen wir beispielsweise zur Ostsee juckelten. Ob Trabant oder Ikarusbus, ob Dacia oder Barkas – alle sind sie vertreten, um die selten gute alte Zeit in der DDR kurz zum Leben zu erwecken. Rund 600 Abbildungen runden dieses schicke Buch ab, arrrgh, ich rieche billigen Russen-Diesel, Kohlrouladen und Braunkohleabgase bezirzen meine feine Nase! Es war wohl doch nicht alles schlecht in der DäDäEr?

Bibliographische Angaben

Michael Dünnebier und Eberhard Kittler, Deutsche Autos – Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR, 304 Seiten, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2017, ISBN: 3-613-04000-7, Preis: 29,90 EUR (D)