Cuxhaven, Niedersachsen, Deutschland (Weltexpress). Das beginnt in Cuxhaven selbst mit der Fischmeile entlang des Alten und des Neuen Fischereihafens an der Elbe. Hier in den Backsteingebäuden an den Kaianlagen reiht sich Fischrestaurant an Fischrestaurant, mit so klangvollen Namen wie Fischhus, Fischkiste, Fischbörse oder Seeteufel, nur unterbrochen von Fischverkäufen, Andenkenläden und 15 Infotafeln, die Wissenswertes über die Cuxhavener Fischindustrie vermitteln.

Für Gourmets kocht Sternekoch Rennhack

Cuxhaven hat aber auch für den Gourmet ein Angebot, das man als Fan von gutem Essen kaum ablehnen kann: Das Badhotel Sternhagen mit zwei Restaurants sowie einer Bar mit Bistro, ausgestattet mit fünf Sternen und einem S sowie mit dem Sternekoch Marc Rennhack. Auf der Speisekarte klingen die Edel-Speisen dann so:

Hauptgang im Badhotel Sternhagen. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024
  • Hauptgang: Gebratenes Nordsee-Kabeljaufilet unter einer Haube von Frühlingskräutern mit Hummersauce dazu grüner Spargel und hausgemachte Rote Bete-Tagliolini
Dessert im Badhotel Sternhagen © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024
  • Dessert: Beeren gratiniert mit einer Quarkhaube und hausgemachtem Erdbeersorbet

Aber die Gäste kommen nicht allein wegen der exquisiten Küche in das Hotel. Sie lockt auch der einzigartige Panoramablick von den Tischen auf die Nordseeküste. Besonders schön die Sonnenuntergänge am Horizont hinter dem weiten Wattenmeer.

Kutterhafen Spieka-Neufeld. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024
Die Krabbenpul-Maschine von Alwin Kocken. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024
Ganz frisch: Brötchen mit Nordseekrabben. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024

Der Panzerknacker mit seiner Krabbenpul-Maschine

Eine gute Möglichkeit, die Vielfalt der kulinarischen Angebote zu entdecken, bietet der rund 59 Kilometer lange Radweg „De Küst“, der von Cuxhaven zu den Kutterhäfen entlang der Wattenmeer-Küste führt. Der kleine Fischerort Spieka-Neufeld steht für eine Delikatesse der Nordsee, die auf keiner Speisenkarte fehlen darf – die Nordseekrabbe. Eigentlich ist sie keine Krabbe, sondern eine Garnele, fettarm, eiweißreich, mit Mineralien und Vitaminen – für viele ein Leibgericht, am Spieß, auf Brot, mit Spiegelei oder Rührei oder mit Bratkartoffeln.

Gleich hinter dem Deich steht die Krabben-Großhandlung Alwin Kocken. Er hat für das mühevolle Pulen des Krabbenfleisches aus dem Panzer der Krabbe Anfang der 70er Jahre eine Krabbenschälmaschine erfunden und gebaut. Sie funktioniert und arbeitet bis heute. Die regionalen Zeitungen bezeichneten den Krabbenhändler und Erfinder Kocken gern als Panzerknacker. Allerdings ist die Ausbeute an Krabbenfleisch durch die maschinelle Bearbeitung um ein Viertel geringer als mit der Handarbeit. Da ist es mittlerweile für Teile der verarbeitenden Industrie preisgünstiger, die Krabben mit billigst Arbeitskräften in Marokko schälen zu lassen. Doch viele Kunden kaufen lieber die frischen und weniger konservierten Krabben, gepult oder ungepult. Für sie hält der Krabbenhändler selbstverständlich einen Imbiss bereit. Die Spezialität ist ein Brötchen, belegt mit frisch geschälten Krabben.

Bianca Holst empfängt im „Melkhus“. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024

Den Geschmack im Melkhus wieder entdecken

Am „De Küst“ Radweg liegt auch die Fahrrad-Gaststätte Melkhus. Hier findet der Besucher nicht nur ein gemütliches kleines Ausflugsziel in einem grünen Garten, sondern auch Milchprodukte der Molkerei Hasenfleet in vielen Variationen. Die vor mehr als 100 Jahren gegründete kleine Molkerei, angesiedelt in Oberndorf zwischen Cuxhaven und Stade, hat sich weder von den Zeitenwenden noch von großen Milchkonzernen unterkriegen lassen und behauptet sich dank einer Genossenschaft von 35 engagierten Landwirten der Landkreise Cuxhaven und Stade.

Die Landfrau Bianca Holst hat sich darauf spezialisiert, auf ihrem kleinen Hof in Manufaktur die Hasenfleeter Milch zu verschiedenen Milchprodukten zu verarbeiten wie Joghurts oder Quark. „Ein besonderer Verkaufsschlager ist das Butterfass, gebuttert nach altem Sauerrahm-Rezept. Da erfahren viele Kunden, wie Butter schmecken kann und werden Stammkunden“, so Bianca. „Sie sagen dankbar, sie haben ihren Geschmack wiederentdeckt.“

Reibekuchen mit Röhrkohl. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024

Röhrkohl – einfach einzigartig im Geschmack

Die Region hat auch ein ganz außergewöhnliches, exotisches Gemüse zu bieten: Den Röhrkohl. Er sieht dem Schnittlauch ähnlich, man kocht ihn wie Grünkohl, manche essen ihn mit Milch oder als Beilage. Er wächst in dem Fischerort Wremen auf den Salzwiesen und darf nur von Anfang Mai bis Mitte Juni auf dem Gebiet des Naturparks geerntet werden. Und da er auf der roten Liste geschützter Pflanzen steht, gibt es noch zusätzlich die Verordnung, dass nur Bürger aus Wremen, die hier geboren und aufgewachsen sind, den Röhrkohl ernten dürfen, und auch nur für den Eigenbedarf. Der Verkauf ist streng untersagt.

Der vor 300 Jahren gegründete älteste Gasthof von Wremen „Zur Börse“ hat als einziges Restaurant eine Sondergenehmigung, Röhrkohl in seinen Speisen einzusetzen. Der traditionsbewusste Gastwirt Björn Wolters begann schon vor 25 Jahren, den Röhrkohl aus der Vergessenheit zu holen. Ständig kreiert er neue Rezepte. Wolters schwärmt: „Der Röhrkohl ist einfach einzigartig im Geschmack, mit einem Hauch von Koriander, sogar ein wenig süss und in der Küche sehr flexibel einsetzbar, auch weichgekocht.“ Zu seinen Favoriten gehört der Reibekuchen mit Röhrkohl. Wer dieses Gericht kostet, versteht warum.

Die Salzwiesen bei Wremen, bewachsen vom Röhrkohl. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024

Das riesige Büfett für die Wasservögel

Alle Wege in der Region führen an das Wattenmeer der Nordseeküste. Hier präsentiert Cuxhaven den zum UNESCO Weltnaturerbe gehörenden Nationalpark Wattenmeer, der von den nördlichen Niederlanden, entlang der deutschen Nordseeküste bis nach Dänemark reicht. Er erstreckt sich über 500 Kilometer Länge und umfasst eine weltweit einzigartige Wattfläche von fast 12.000 Quadratkilometern. Besonders beliebt ist das Wattwandern, der unvergleichliche Spaziergang auf dem Meeresboden. In immer wiederkehrendem Wechsel fällt das Watt zweimal täglich trocken, um dann wieder vom Meer überspült zu werden. Für den Touristen wird eine große Zahl von Watt-Führungen angeboten, vom „Schnupperwatt“ – einer zweistündigen Kennenlerntour – bis zur vierstündigen Wanderung zur Insel Neuwerk.

Das Prachtexemplar eines Wattwurms. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024

Im Meeresboden ist ein unermesslich großes Tierreich zu finden, erklärt unsere Wattführerin Gabi von „Wunderwelt Watt“. Sie ist mit einer Forke bewaffnet, um uns die Tierwelt aus dem Wattboden näher zu bringen. Denn beispielsweise der Wattwurm „wohnt“ 30 Zentimeter tief. Auf einem Quadratmeter Schlick sind allein etwa 100.000 bis 150.000 klitzekleine Schlickschnecken zu finden und, wenn man genau schaut, auch ohne Mikroskop zu sehen. Darüber hinaus sind bei Ebbe auch Seepocken, Strandkrabben, Muscheln und Wattwürmer zu entdecken. Es ist für die Watt- und Wasservögel ein riesiges Büfett angerichtet. Sie tanken hier Energiereserven für ihren langen Zug zwischen den Brutgebieten im Hohen Norden und den Gebieten zum Überwintern in südlichen Gefilden. Und plötzlich hat Wattführerin Gabi den von ihrer Wandergruppe erwarteten Fund ausgegraben. Das Prachtexemplar eines dicken schwarzen Wattwurms, auch Pierwurm (Arenicola marina) genannt, liegt auf ihrer Hand und muss nun als Fotomotiv herhalten.

Wandern im Wernerwald. © Foto/ BU: Dr. Ronald Keusch, Ort und Datum der Aufnahme: Cuxhaven, 2024

Genuss-Wandern im Wernerwald

Hier an der Nordseeküste rund um Cuxhaven kann der Tourist nicht nur mit Genuss wandern, sondern am Genuss-Wandern teilnehmen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine von Manuela Bleek im Jahr 2016 ins Leben gerufene Initiative, die inspirieren will, die Natur zu entdecken. Organisiert wird das Genuss-Wandern unter anderem vom Badhotel Sternhagen für seine Gäste, aber auch für interessierte Urlauber.

Wenn man auf schmalen Wegen durch die abwechslungsreiche Landschaft des etwa 320 Hektar großen Wernerwaldes wandert, vorbei an sehr alten Bäumen, Mooren und klaren Bächen, dann kann man die Natur in ihrer Pracht erleben und dem Alltag entfliehen. Manchmal lugt auch das Wattenmeer durch Büsche und Bäume.

Dann ist ein kleiner Rastplatz im Wald erreicht für das kulinarische Genießen. Ein winziger Gaskocher wird aufgebaut. In der Pfanne braten Würste aus dem Fleisch von Wildschweinen und Damwild, die extra von einem Jäger geliefert wurden. Die Genuss-Wanderer erleben ein ganz neues „Bratwurst“-Gefühl. Dass einer der Höhepunkte von kulinarischen Spaziergängen an der Nordseeküste ein Picknick mit edelsten Wildfleisch-Bratwürsten sein kann – das wird wohl auch so manchen Touristen überraschen.

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